Wie geht es weiter mit dem Schwimmsport und den Augsburger Bädern?
Planung 50-Meter-Hallenbad – Sanierung Spickelbad – Traglufthalle über dem Bärenkellerbad?
In der letzten Sportbeiratssitzung, ging es wieder einmal um die Augsburger Bäder. Stadtrat Bernd Zitzelsberger hatte schon einige Wochen vorher vorgeschlagen, alternativ zu einem Bau des 50-Meter-Hallenbades an der Schwimmschulstraße eine Realisierung in Göggingen zu untersuchen. Die Stadt möchte jedoch auch am Masterplan Bäder festhalten, und im Zeitraum 2022 – 2024 das Spickelbad sanieren. Das hat nicht nur Zitzelsberger, Abteilungsleiter Schwimmen im Post SV Augsburg und Mitglied des Sportausschusses kritisch gesehen, sondern auch seine Vereinskollegen von SB Delphin 03, Schwimmverein Augsburg, der DLRG und Vertreter der Schulen. „Insbesondere den Wasserballsport in Augsburg würde es sehr hart treffen, weil das Spickelbad das einzige Bad ist, in dem wettkampfmäßig Wasserball gespielt werden kann.“, erläutert Taylan Toprak, 1. Vorsitzender des SVA. Denn dann würden auch keine Liga-Spiele in Augsburg stattfinden können.
Für Schwimmanfänger ist ein Neuanfang nötig
Der 2. Vorstand des SB Delphin Wilfried Matzke und der sportliche Leiter Armin Baur sehen die Situation im Prinzip genauso wie Toprak und Zitzelsberger: „ Schon vor Corona gab es lange Wartelisten für Schwimmkurse in den Vereinen. Die Wartezeiten betrugen auch damals schon bis zu einem Jahr. Da pandemiebedingt bis jetzt 3 Schwimmkurszyklen ausfallen mussten, besteht aktuell ein erheblich höherer Bedarf (mindestens 2 Jahre Rückstau). Zudem hat ein Teil der Schwimmanfänger die Grundkenntnisse, die sie vor Corona erworben hatten, wieder verlernt. Für diese Kinder ist deshalb ebenfalls ein Neuanfang nötig. Wie auch kürzlich wieder in der Presse zu lesen war, beklagen Wasserwacht und Rettungsdienste, dass allgemein die Schwimmfähigkeit in Deutschland auch unter Erwachsenen und Jugendlichen dramatisch gesunken ist. Die Anzahl der Badeunfälle in Gewässern sprechen hierzu eine deutliche Sprache.“
Zitzelsberger hat deshalb in der Sitzung vorgeschlagen, während der Hallenbadsaison ein Schwimmerbecken in einem der Augsburger Freibäder für einige Jahre mit einer Traglufthalle zu überdachen, um während der Sanierung des Spickelbades bzw. bis zum Neubau eines 50-Meter-Hallenbades mit Lehrschwimmbecken zumindest Ausweichmöglichkeiten für die Öffentlichkeit, Schulen und Vereine im Winter zu haben. „Nach der Sportbeiratssitzung hat sich ein Unternehmen aus der Region gemeldet, das der Stadt eine Lösung anbieten möchte, ohne dass die Stadt hohe Investitionen tätigen muss.“
Allerdings seien mit einer Traglufthalle über einem Freibad-Becken keine zusätzlichen Anfängerschwimmkurse möglich, außer man baue noch ein Lehrschwimmbecken daneben und überdache zwei Becken, so Zitzelsberger, der diesen ergänzenden Vorschlag inzwischen auch bei der Stadt eingebracht hat.
„Wasserfläche zum Schwimmen essenziell“
Sollte das Spickelbad für die Sanierung längere Zeit (vermutet werden bis zu drei Jahre) geschlossen sein, sei aber auch klar, dass es sehr herbe Einschnitte für den Schwimmsport in Augsburg geben wird, wenn vorher keine zusätzliche Wasserfläche geschaffen wird und ohne dass nach einer Sanierung mehr Wasserfläche zur Verfügung steht. Die zusätzliche Wasserfläche könne vorübergehend beispielsweise durch eine Traglufthalle über dem 50-Meter-Becken des Bärenkellerbades oder das neue 50-Meter-Hallenbad geschaffen werden. „Bereits jetzt haben wir sehr viele Kinder auf der Vormerkliste für unsere Anfängerschwimmkurse“. Die Situation habe sich durch Corona noch verschärft. Dabei helfe auch der 50-Euro-Zuschuss des Freistaates nichts, so Zitzelsberger. Denn was fehle, seien Wasserflächen. Der SB Delphin sieht das genauso: „ Diese Problematik wurde mittlerweile auch von Seiten der Staatsregierung erkannt und soll nun durch Geldzuwendungen in Form von Gutscheinen für Schwimmkurse behoben werden. Diese Maßnahmen laufen aber insbesondere in Augsburg ins Leere, da einfach nicht ausreichend Wasserfläche zur Verfügung steht, um genügend Kurse anbieten zu können. Auch eine zusätzliche Bereitstellung von Übungsleitern seitens der Universität Augsburg (z.B. Sportstudenten) nutzt in diesem Falle wenig, denn Wasserfläche ist zum Schwimmen bekanntlich essenziell.“
„Außerdem ist man mit dem Schwimmabzeichen Seepferdchen bei Weitem kein sicherer Schwimmer – das kann man gar nicht oft genug betonen. Ein sicherer Schwimmer sei man frühestens, wenn man die Bedingungen des Deutschen Schwimmabzeichens in Bronze, besser in Silber erfüllen kann“, mahnt Zitzelsberger. Deshalb sei es so wichtig, dass Kinder in Schule und Verein eine weiterführende Schwimmausbildung erhalten und in Augsburg rasch zusätzliche Wasserfläche geschaffen wird. Er sei deshalb froh, dass auch auf seine Initiative hin die erforderlichen Haushaltsmittel in Höhe von 90.000 Euro für eine vertiefte Planung des 50-Meter-Hallenbades an den Standorten Göggingen und Schwimmschulstraße/Plärrer aufgenommen wurden, „damit wir jetzt endlich einen Schritt weiterkommen“.