„Sauwetter“ und Prachtwetter …

Es ist mehr als 3 Jahre her, dass es während eines Seniorenspazierganges kräftig zu regnen anfing.  Am Donnerstag, den 19. Mai goss es bereits zum Zeitpunkt des vereinbarten Treffens am Parkplatz des Stadtberger Rathauses. Würde überhaupt jemand im Regen spazieren gehen wollen? Was für ein Wunder! Schließlich waren es 18 Personen in Regenkleidung und gut beschirmt, die sich vom schlechten Wetter nicht abschrecken ließen.
So fuhr man nach Wellenburg, um dort in frischer Luft einen Spaziergang zu unternehmen. Und dann geschah das zweite Wunder! Kaum war man etwa 200 Meter gegangen, hörte es zu regnen auf. Allerdings musste man die Regenschirme bald wieder öffnen, denn die Bäume im bewaldeten Wegteil ließen noch reichlich Tropfen fallen. Man musste sich leider auch dazu entschließen, die Wegstrecke abzukürzen, denn viele Stellen waren rutschig und aufgeweicht und einen eventuellen Sturz wollte man keinesfalls riskieren.
Um so gemütlicher war es an in der dortigen Gaststätte, die extra für die Seniorengruppe geöffnet hatte und die Gäste bestens bewirtete. Es war so schön, ausgiebig miteinander zu plaudern, dass man gar nicht mehre nach Hause wollte und von der Dauer des Zusammenseins einen Rekord aufstellte.
Ganz anders war es 2 Tage später. Prachtwetter zur Seniorenwanderung ins Murnauer Moos, die man zusammen mit der Wandergruppe des TSV Leitershofen unternahm. Schon der Blick aus dem Zugfenster auf die untenliegende Moorlandschaft mit der dahinterliegenden, teilweise noch verschneiten Alpenkette ließ die Herzen höher schlagen. Schnell ging es vom Bahnhof Grafenaschau  hinab ins Hochmoor, das man nur auf einem langen Bohlenweg durchwandern konnte. Typisch für dieses Landschaftsbild ist der lichte Wald mit niedrigen Kiefern und Birken, der Boden mit Heidekraut, Moosbeer- und Rauschbeersträuchern und dazwischen das weiß leuchtende Wollgras.
Weiter ging es nach einem kleinen Hochwaldgürtel in die offene Landschaft mit vereinzelten Baumgruppen und einem weiten Blick in das noch verschneite Wettersteingebirge, den nahen Heimgarten und Herzogstand und ganz im Osten grüßte die Benediktenwand. Man blieb immer wieder stehen, um die reichhaltige Pflanzenwelt zu betrachten. Großflächig verbreitet ein dunkelrot blühendes Knabenkraut, daneben die gefüllten gelben Trollblumen, Arnika und blaue Lilien. Und immer wieder begleitete ein Bach die Wegstrecke.
Pünktlich um 12 Uhr erreichte man das Gasthaus Ähndl am malerisch gelegenen Ramsachkircherl. Nach einem kräftigen Mittagessen im Gastgarten ging es dann bergan Richtung Murnau. Oben angekommen nochmal ein grandioser Blick über das gesamte Moorgebiet. Nur ein kleines Stückchen weiter und schon wieder gab es einen Höhepunkt. Man passierte eine vor rund 150 Jahren angelegte prächtige Eichenallee. Die Bäume sind so eng aneinander gepflanzt, dass der Weg nur für Fußgänger und Radfahrer passierbar ist. Gleich hinter der ca. 700 m langen Allee steht ein stattliches Wohnhaus, das durch eine eigenartige Giebelkonstruktion Aufmerksamkeit erweckt. Es ist das Gabriele Münter-Haus, in dem die bekannte Malerin längere Zeit mit dem russischen Künstler Wassily Kandinsky wohnte und gleichzeitig Treffpunkt der Gruppe des blauen Reiters war. Der größte Teil der Wandergruppe besuchte das Haus und die dortige Gemäldesammlung, während die anderen Teilnehmer sich in dem schön angelegten Garten umschauten.
Um die Lebensgeister wieder zu wecken, ging es anschließend in die urige Gaststube der Murnauer Kaffeerösterei, wo man exzellente Kaffeespezialitäten und guten Kuchen genießen konnte. Ein abschließender Bummel in die Murnauer Altstadt mit Marktplatz, Kirche, schönen Bürgerhäusern und einem Schloss rundete das Wanderprogramm noch ab.
Die Heimfahrt verlief in bester Stimmung. Niemand regte sich auf, dass der Anschlusszug in Weilheim vor der Nase abfuhr und zahlreiche Stillstände wegen Weichenstörung und Betriebsstörungen der Bahn die Ankunft in Augsburg Hbf wesentlich verzögerten.

Text und Bilder: Raimund Strauch