Ein neuer Hausgenosse?

Wichtige Entscheidungshilfen von Tierärztin Dr. Beate Kaisinger

Leider gibt es dabei gerade beim Kleinsäuger immer wieder unüberlegte Spontankäufe, und deshalb sollen hier einmal ein paar Aussagen zum Nachdenken anregen.

„Guck mal, wie süß!“
Spontankäufe sind nie ein guter Entschluss; vorab sollte man sich über die Bedürfnisse der Vierbeiner im Klaren sein! Von kranken Tieren, von Jungtieren unter 8–10 Wochen und von mehr oder minder anonymen Internet-Käufen ohne gesichertes Wissen, woher die Tiere kommen, sollte man die Finger lassen.

„Bei uns hat niemand eine Tierhaar-Allergie.“
Wirklich? Bitte vorher klären und daran denken, dass bei Meeris und Co. auch Heu-oder Stauballergie eine Rolle spielen, denn ohne Heu geht bei den Kleinen gar nix!

„Meine Kinder wollen ein Kaninchen haben.“
Tiere sind kein Spielzeug. Erst ab 8-10 Jahren sind Kinder in der Lage, sie fast alleine zu versorgen, aber die Verantwortung bleibt die Ihrige! Die Hoppler lassen sich nicht gerne hochnehmen und nur streicheln, wenn sie Vertrauen bekommen haben, Meerschweinchen sind sowieso eher Tiere zum Beobachten. Nichtsdestotrotz natürlich tolle Mitbewohner – aber eben in ihrem eigenen Verhaltenskodex.

„Ein Kaninchen alleine wird zutraulicher.“
Eigentlich unglaublich, dass sich dieser Mythos immer noch hält. Kaninchen und Meerschweinchen sind Gruppentiere und dürfen niemals alleine gehalten werden; Einzelhaltung ist nicht artgerecht!

„So ein Kä?g passt ja in eine kleine Ecke.“
Eine gewaltige Täuschung! Meerschweinchen brauchen mindestens einen halben Quadratmeter pro Tier, wobei das Gehege nie unter 2,5 bis 3 m 2 haben sollte, für Kaninchen mindestens 2 Quadratmeter pro Tier, zusätzlich die Möglichkeit zu regelmäßigem Auslauf.

„So ein Meerschwein ist ja p?egeleicht.“
Füttern, Wasser anbieten, mindestens einmal pro Woche die gesamte Behausung saubermachen, sich mit den Tieren beschäftigen – zu unterschätzen ist das nicht! Kaninchen oder Meerschweinchen leben gerne in einer sauberen Umgebung und müssen, ob drinnen oder draußen, mehrmals täglich versorgt werden, auch wenn es stürmt, regnet oder schneit. Einen Putz?mmel sollte man nicht gerade haben, denn um das Gehege herum liegt oft Streu oder Heu, und beim Auslauf lassen auch stubenreine Kaninchen ab und zu „was fallen“. Im Urlaub müssen
sie ebenfalls regelmäßig versorgt werden.

„So ein Kaninchen kostet ja nicht viel.“
Der Kostenaspekt wird leider oft gar nicht oder nur unzureichend bedacht. Es geht nicht nur um Heu, Streu, Stroh, täglich frisches Grünfutter und Gemüse (auch im Winter, wenn Gemüse teurer ist) oder um die Gehegeeinrichtung. Das richtige Gehege, ein guter Eigenbau mit Auslauf für die Wohnung oder ein Kleinsäugerhaus mit genügend Auslauf für den Garten kann ohne weiteres mehrere Hundert Euro kosten! Nicht zuletzt sollte Geld für evtl. nötige Tierarztbesuche zurückgelegt werden; beim Kaninchen zusätzlich für die jährliche Impfung, die jetzt im Frühjahr wieder ansteht. Diese Liste ist keineswegs vollständig, aber vielleicht zeigt sie, wie viel Verantwortung auch die „kleinen“ Haustiere mit sich bringen. Meerschweinchen können ca. 5-8, Kaninchen 8-12 Jahre alt werden – eine lange Zeit, in der sie ihren Besitzern viel Freude bringen können, aber auch eine lange Zeit, in der sie ihren Bedürfnissen entsprechend ein Recht auf artgerechte Haltung haben.