Bei Kanalisation und Straßenbau: Fuchssiedler fürchten finanzielle Folgen

Bei Kanalisation und Straßenbau: Fuchssiedler fürchten finanzielle Folgen

„Ich hätte nicht gedacht, dass die Fuchssiedlung*) mehr Einwohner hat als der restliche Stadtteil Inningen“ kommentierte Stadtbaurat Gerd Merkle die drangvolle Enge im Schützenheim der Tell-Schützen. Rund 90 Interessierte waren zur Info-Veranstaltung zum Thema „Stadtplanung“ gekommen, bei der es um Art und Umfang der anstehenden Kanalisation, der Verkehrserschließung und des Bebauungsplanes für die Fuchssiedlung ging. Als Referenten und kompetente Ansprechpartner standen an diesem Abend den Bürgern außerdem zur Verfügung: Norbert Diener (kommissarischer Amtsleiter des Stadtplanungsamtes), Markus Haller (stellvertr. Amtsleiter Tiefbauamt), Josef Weber (Leiter des Tiefbauamts), Doris Lurz (Stadtplanungsamt), Gerhard Schröttle (Bauordnungsamt)
Den größten Informationsbedarf der Anwohner zu stillen galt es beim Thema Kanalisation; hier stellte Haller die drei denkbaren Lösungen vor – als zweitbeste aus Sicht der Verwaltung die Ortskläranlage und als dritte mögliche die dezentralen Kleinkläranlagen, also das System, das derzeit noch immer in der Fuchssiedlung Anwendung findet. „Diese beiden Möglichkeiten sind aus unserer Sicht teuer für alle Beteiligten bzw. auch stressig für die Eigentümer, da moderne Kleinkläranlagen ein erhebliches Maß an Wartung erfordern.“, so Haller, der als beste Lösung die Druckentwässerung sieht. Dabei werde eine relativ dünne Leitung im Spindelbohrverfahren unter der Wertach durchgelegt; jeder Hausanschluss drücke mittels einer Pumpe sein Abwässer in die Leitung, wo es sozusagen schrittweise weitertransportiert werde, erklärte er die Technik, die sich bereits andernorts bewährt habe. Dies bestätigte auch Josef Weber, der in seinem eigenen Wohngebiet seit 22 Jahren störungsfrei mit einem solchen System lebt.
So detailliert Haller die Vorzüge der Druckentwässerung auch darstellte, mit Beantwortung aller Fragen aus dem Publikum, mit Berechnungsbeispielen und Schaubildern, auf ungeteilte Begeisterung stieß der Vortrag im Schützenheim nicht. Nachdem Stimmen laut geworden waren von Bürgern, die eine Kanalisierung der Siedlung ablehnten und ihre Gruben behalten wollten, als einer der Wortführer gar den Wahrheitsgehalt der vorgetragenen Daten und Argumente anzweifelte, sah sich Merkle verlanlasst, die aufgeheizte Stimmung zu beruhigen: „Die Entscheidung über diese Dinge trifft nicht die Bevölkerung, sondern der Stadtrat. Und nach der momentanen Beschlusslage werden alle Siedlungen des Stadtgebiets an den Kanal angeschlossen. Dass wir hier sind, um Sie vorab zu informieren, entspricht einem Wunsch des Oberbürgermeisters. Wir praktizieren hier einfach Bürgernähe, normal diskutieren wir eine solche Maßnahme überhaupt nicht, sondern setzen sie weisungsgemäß und fachlich fundiert um.“ Es gehe in erster Linie um den Schutz des Grundwassers, betonte Merkle. Wenn ihm die Argumentation der Bewohner vorliege, werde er sie jedoch dem Ausschuss vortragen. Der Beschluss sei 1985 unter Breuer erfolgt und erlaube keine Verdichtung der Bebauung, solange der Kanalanschluss nicht erfolgt sei.
Einer weiteren Verdichtung der Bebauung stehe auch ein noch nicht erstellter Bebauungsplan im Wege, so die Vertreter Norbert Diener und Doris Lurz vom Stadtplanungsamt. Vor allem gehe es darum, dass die Mindestgrundstücksgrößen festgelegt werden müssten; solche und eventuell andere Festlegungen würden in enger Zusammenarbeit mit den Siedlungsbewohnern erfolgen, die seien gefordert sich diesbezüglich abzusprechen und Wünsche zu äußern.
Für Diskussionsstoff sorgte dann noch der dritte Punkt der Abends, die verkehrsmäßige Erschließung der Siedlung, die zweckmäßigerweise zeitgleich mit der Kanalisierung erfolgen solle. Hierzu hatte das Tiefbauamt drei Varianten erarbeitet, wovon lediglich die mit dem wenigsten Aufwand (und den wenigsten Kosten) im Publikum auf etwas Gegenliebe stieß. Dass an der Erneuerung der bestehenden Straße spätestens in ein paar Jahren kein Weg vorbeiführe, machte Merkle ebenso unmissverständlich klar, wie dass es im Rahmen der Kanalisation kostengünstiger sei. Hinsichtlich der Kosten hatte er für die Bewohner insgesamt gute Nachrichten: die Straße in der Fuchssiedlung gilt als „erstmals fertiggestellt“, daher werden auf die Anwohner nicht 90 % sondern nur 60% der Kosten umgelegt. Und durch Anschluss an die Kanalisation, deren Bau ja die Stadt, d.h. deren gesamte Bürgerschaft, bezahlt, steigen die Grundstücke in der Fuchssiedlung deutlich im Wert.
 Gunnar Olms*) Die Fuchssiedlung … ist ein Ortsteil von Inningen, liegt westlich der Wertach und umfasst derzeit 48 Wohngebäude mit 107 gemeldeten Personen, eine Gaststätte („Waldwinkel“), sowie 4 Wochenendhäuser.