Wohnte Marcius Tacitus in Bergheim? Ein geheimnisvolles Grabmal und ein von einem Blitzschlag gezeichneter Meilenstein weisen auf die römische Welt vor 2000 Jahren hin (von Dr. Heinz Münzenrieder)

Schön herausgeputzt und inventarisiert: Der Bergheimer Römerstein im Römischen Museum. Foto: Kunstsammlungen

In der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts konnten die Römer dem Ansturm der germanischen Alemannen nicht standhalten und mussten sich zurückziehen. Einiges hält bei uns aber die Erinnerung an diese römische Epoche wach. Mit einer Besonderheit kann dabei Bergheim aufwarten. Dort wurde ein römischer Quaderstein von immerhin 85 cm Höhe und 58 Zentimeter Breite ausfindig gemacht. Es handelt sich – dies verrät die Inschrift – um das Grabmal eines Marcius Tacitus. Er war wohl ein römischer Adeliger, der vielleicht sogar mit dem berühmten römischen Schriftsteller Cornelius Tacitus verwandt war. Und der gute Marcius hatte anscheinend in Bergheim seinen schönen Landsitz.
Die Geschichte des Steines ist abenteuerlich. In einem Schreiben des Bergheimer Pfarrherrn Michael Kolber vom 4. April 1821 kommt etwas Licht ins Dunkel: „Das Denkmal ist seit Menschengedenken in die Kirchhofmauer eingefügt gewesen und die gemeinen Leut halten dasselbe für den Grabstein eines zu Bergheim gestorbenen Pfarrers“, wird von ihm ausgeführt. Und als im Jahre 1818 die Mauer neu hergestellt werden musste, habe er das Monument mit der Schrift nach außen einsetzen lassen. Warum der Stein dann nur vier Jahre später ins Maximilianmuseum kam, ist nicht geklärt. Heute ist das Grabmal im Römischen Museum beheimatet: ordentlich beschriftet, inventarisiert und schön herausgeputzt.
Ein anderes Denkmal hat leider einen Teil seiner Identität verloren. Es ist ein heute noch an der Staatsstraße zwischen Göggingen und Inningen platzierter Meilenstein. Er diente der damaligen nach Bregenz verlaufenden römischen Heeresstraße, die in etwa dem Verlauf der jetzigen Straße entspricht. 120 cm aufstehend und sehr verwittert sowie durch eine Abspaltung – verursacht wohl durch einen Blitzschlag – gezeichnet, ist die Inschrift nicht mehr lesbar. Und als vor einigen Jahrzehnten die beschauliche Alleestraße nach Inningen verbreitert wurde, ging man mit dem im Wege stehenden Stein recht gnädig um: Er erhielt auf der gegenüberliegenden westlichen Straßenseite ein nettes Plätzchen. Deshalb nahm er diese „Umpflanzung“ auch ohne Murren hin.