„Den Vögeln lauschen, ihre Stimmen erkennen“ lautete das Motto einer Wanderung, zu der die Ortsgruppe des Bund Naturschutz (BN) am Samstag, den 9. Juni 2018 eingeladen hatte.
Die Einladung fiel auf äußerst fruchtbaren Boden. Dr. Ludwig Fink, der BN-Ortsvorsitzende konnte um 6 Uhr morgens (!) mehr als 50 Interessierte, darunter auch viele Kinder, an der Waldgaststätte Deuringen begrüßen.
Bereits hier empfing die Besucher ein vielstimmiger Vogelgesang, den Hermann Stickroth vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) engagiert erläuterte, so dass die Teilnehmer lernten, aus der Vielzahl die einzelnen Stimmen herauszuhören.
Die Wanderung führte in 2 ½ Stunden durch die Deuringer Heide und den umgebenden Mischwald zum Ausgangspunkt zurück. „Ein Paradies für viele Vogelarten“, schwärmte Hermann Stickroth. „Ein Wald, wie er sein soll, von den Bodenpflanzen über Gebüsch zu den Hochstämmen.“ „Hier gibt es keine Nahrungssorgen für unsere gefiedert Mitgeschöpfe im Gegensatz zu Bereichen, wo Kommunen durch Gewerbeansiedlungen und Flächenversiegelungen im großen Stil ihnen jegliche Nahrungsgrundlagen entziehen.“
Während der Wanderung konnte Hermann Stickroth nicht weniger als 30 Vogelarten an ihrem Gesang bestimmen, von der Mönchsgrasmücke, der Heidelerche, dem Zaunkönig, der Gartengrasmücke bis zu seltenen Vertretern wie Wintergoldhähnchen, Goldammer, Sommergoldhähnchen, Rohrammer oder Feldschwirl.
Stickroth nannte einige weitere Probleme, die das Leben unserer Vogelwelt immer mehr erschwerten: Den Insektenrückgang, verursacht auch durch die moderne Landwirtschaft, sei dramatisch.
Durch die sogenannte Lichtverschmutzung würden Insekten magisch angezogen und somit ungleich verteilt. Als besonders gravierendes Beispiel nannte er die neue Haftanstalt in Gablingen, bei der die Leuchtkörper so hoch eingestellt seien, dass sie die umgebende Landschaft kilometerweit mit erleuchten.
Stickroth wusste zahlreiche Fragen der Teilnehmer zu beantworten:
• Selbstverständlich sei es heute sinnvoll, Vögel während des ganzen Jahres zu füttern, nachdem ihre Nahrungsquellen immer weniger werden.
• Rabenvögel, insbesondere Elstern, seien besonders intelligent. Versuche hätten ergeben, dass sie sogar ein Ich-Bewusstsein besitzen.
• Männliche Vögel sängen in der Regel schöner und deutlich häufiger als weiblich. Ihnen ging es dabei darum, ihr Revier zu markieren und Weibchen anzulocken.
Die Teilnehmer der Wanderung waren sich am Ende darin einig, seit langem keinen so schönen und harmonischen Einstieg in ein Wochenende erlebt zu haben.
Sie belohnten Hermann Stickroth und den Bund Naturschutz als Veranstalter mit kräftigem Beifall.
Paul Reisbacher