Unser Titelbild: Verschüttete Geschichte ans Licht gebracht … Expedition in Stadtbergens Unterwelt

Unser Titelbild: Verschüttete Geschichte ans Licht gebracht … Expedition in Stadtbergens Unterwelt

Zwei Stadtberger auf der Spur der Bräuhausgeschichte
Seit Herbst sind zwei Stadtberger dabei, ein weiteres Kapitel ihrer Ortsgeschichte zu erforschen: Thomas Werthefrongel, Leiter der Bücherei Stadtbergen und Alfred Hausmann, ein pensionierter Lehrer aus Leitershofen. Werthefrongel, der seit Jahren historische Fotos von Stadtbergen sammelt und wachsam alles verfolgt, was sich im Ort verändert, blieb der Abbruch auf dem Bräuhausgelände nicht verborgen. Hausmann, interessiert am Thema Bier versucht, die Geschichte des Brauens in Stadtbergen zu erforschen und war dafür in Archiven unterwegs. Auf der Suche nach alten Darstellungen des Bräuhauses fand er Werthefrongels Sammlung „Stadtbergen im Bild“ im Internet und nahm mit ihm Kontakt auf. Die beiden Hobbyhistoriker erzählen:
„Wir waren uns sofort einig, dass wir den historischen Bau vor seinem Umbau zu einer Wohnanlage für eine fotografische Dokumentation begehen wollten. Dank der Aufgeschlossenheit der Besitzer konnten wir im Januar insbesondere den Dachstuhl und die Bierkeller in Bildern festhalten. Natürlich waren wir auch auf der Suche nach Fundstücken aus vergangenen Zeiten des Brauereigasthauses. Ein paar Bruchstücke von alten Ofenkacheln und des uralten Lehmputzes waren die erste bescheidene Ausbeute. Als eine kleine Sensation hingegen erwies sich ein Fund unter der Schräge des stattliche Dachstuhls: etliche Flaschenverschlüsse mit Porzellankopf, sie tragen den Schriftzug des letzten Braumeisters Silvester Gessel, der 1911 den Stadtberger Braubetrieb einstellte. Am hier stehenden Kurbelaufzug für Malz und Gerste hat er vielleicht noch selbst Hand angelegt.
Natürlich wurde auch der Keller in Augenschein genommen: Um Reste der untergegangenen Brauerei zu finden, braucht man einen geschulten Blick: Die Fahrspuren aus Solnhofer Platten im Keller für die schweren Fasswagen, die Löcher in der Kellerwand für die Ganter, das waren Balken auf denen die Fässer standen, die Rinnen im Boden, über die Wasser abfließen konnte.
Rätselhaft bleiben hingegen etliche zugemauerte Stellen in der Kellerwand, die ursprünglich als Durchgang zu weiteren Räumen gedient haben müssen. Ob das Kellersystem unter dem Dorfkern, wie von vielen alten Stadtbergern immer wieder berichtet, ursprünglich doch viel weitläufiger war ?
Einige Wochen später wollten wir der Sache auf den Grund gehen. Bei Arbeiten auf dem Gelände des Bräuhauses war eine Schachtöffnung entdeckt worden – offenbar der letzte offene Zugang zu weiteren, längst vergessenen Kellerräumen. Ausgestattet mit Klettergurt und Helm, gesichert durch Manfred Blon, einen erfahrenen Alpinisten, seilen wir uns durch den kaum mehr als 1 Meter breiten, gemauerten Schacht hinab in die fast acht Meter unter der Erde liegende Sohle dieser unterirdischen Anlage. Absolute Stille, völlige Dunkelheit, feuchte, modrige Luft umfängt uns. Im Schein der Stirnlampen zunächst nur schemenhaft erkennbar: zwei geräumige, rechtwinklig zueinander angelegte gemauerte Kellergewölbe, allerdings an etlichen Stellen durch eingedrungenes Baumaterial verschüttet und kaum noch begehbar. Mit Hilfe eines Scheinwerfers kommt noch mehr ans Licht: Ein Ziegelstein mit eingeritzter Jahreszahl, ein in den Boden gesenktes Sammelloch für das Schmelzwasser des eingebrachten Natureises, alte Bierflaschen; auch hier ist für uns der Befund eindeutig: Ein Eiskeller, in dem das leicht verderbliche Bier den ganzen Sommer über bei gleich bleibender Temperatur gelagert werden konnte. Der Raum wird noch vermessen; dann zwängen wir uns, einer nach dem anderen durch die enge Deckenöffnung den Schacht hinauf, ans Tageslicht “
An welchen Stellen in Stadtbergen sonst noch vergessene Keller ihrer Entdeckung harren ? Zumindest bei dieser Aktion konnten Alfred Hausmann und Thomas Werthefrongel diese Frage nicht klären. Das Thema Ortsgeschichte aber wird die beiden weiterhin beschäftigen. „Wir bleiben dran“, so ließen die beiden Hobbyhistoriker verlauten.
 Thomas Werthefrongel