Viel ist in den 2½ Jahren, in denen ich für meinen Stimmkreis Augsburg-Land-Süd im Bayerischen Landtag arbeiten darf, erreicht worden:
Im Agrarausschuss haben meine Kollegen/-innen und ich über 50 Anträge gestellt, die die Situation unserer schwäbischen Landwirte verbessern sollen. Auch im Umweltausschuss konnte ich viele meiner Ideale umsetzen: kein Fracking in Bayern, kein Anbau von gentechnisch verändertem Saatgut bei der Lebensmittelproduktion, schließlich der jüngste Erfolg mit der mittelfristigen Abschaffung der Käfig-Haltung bei Hühnern.
Zu einer ehrlichen Berichterstattung gehört aber auch, die Punkte anzusprechen, bei denen ich nicht die gewünschten Erfolge erzielt habe: Ein solcher Punkt ist das Thema Tierschutz.
Dabei möchte ich heute die Verbesserung der Haltungsbedingungen bei Nutztieren bewusst ausklammern und mich auf die Versorgung vernachlässigter oder ausgesetzter Tiere konzentrieren.
Als Tierschutzpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion stehen für mich Besuche in Tierheimen häufig im Terminkalender. Diese regelmäßigen Gespräche mit den Geschäftsführern/-innen der Tierschutzvereine und mit den Leiter/-innen der Tierheime machen deutlich, dass sich deren Situation immer weiter verschärft. Mehr als die Hälfte der Tierheime stehen vor der Insolvenz. Die Gründe sind schnell skizziert:
1. Die meisten Tierheime in Bayern stammen aus den 50-iger und 60-iger Jahren, sind also energetische Dinosaurier. Sie haben somit nicht nur hohen Investitionsbedarf zur Sanierung, sondern erzeugen hohe Kosten für Heizung und Warmwasser.
2.Die Tierarztkosten steigen,
auch dürfen Tierärzte keine Rabatte für „Großkunden“ gewähren. Durchschnittlich gibt ein Tierheim pro Jahr 100.000 Euro allein für den Tierarzt aus.
3. Die kürzlich verschärften Quarantäne- und Hygienevorschriften stellen die Tierheime allein schon aufgrund der baulichen Gegebenheiten vor unlösbare Aufgaben.
4. Da kranke und alte Tiere kaum mehr vermittelbar sind, verbleiben diese bis an ihr Lebensende im Tierheim.
5.Illegale Welpentransporte be-lasten das Tierheim, das die Tiere aufnehmen muss, mit enormen Tierarzt- und Quarantänekosten. Gleiches gilt für ausgesetzte Tiere.
6. Spenden gingen gerade im großstädtischen Bereich massiv zurück.
Am 21. April 2016 fand im Bayerischen Landtag eine Anhörung zur Situation der Tierheime statt. Dabei lag ein Schwerpunkt auf den illegalen Welpentransporten und möglichen Gegenmaßnahmen. Auch eine verpflichtende Kennzeichnung von Katzen wurde diskutiert, ebenso die Notwendigkeit der Katzenkastration, um Tierleid zu verhindern. Eine der Expertinnen auf dem Podium war die Geschäftsführerin des Augsburger Tierschutzvereins Sabina Gaßner, die die oben skizzierten Probleme der Tierheime vollinhaltlich bestätigte.
Ich fordere den Freistaat Bayern auf, wie in anderen Bundesländern üblich, sich an den Kosten für die Tierheime zu beteiligen. Selbst ein Land wie Brandenburg, finanziell wahrlich nicht auf Rosen gebettet, gewährt seinen Tierheimen einen jährlichen Zuschuss von immerhin 500.000 Euro.
Leidtragende – das haben meine vielen Besuche gezeigt – sind übrigens nicht nur die Tiere, sondern auch die Menschen, die hauptamtlich oder ehrenamtlich in den Tierheimen Verantwortung übernehmen: Sie versuchen häufig, die schlechten Rahmenbedingungen durch Selbstausbeutung auszugleichen. Eine Leiterin eines Tierheimes sagte mir: „Ich kann nachts schon nicht mehr schlafen!“
Ich verspreche, an diesem Thema dran zu bleiben. Wir dürfen unsere Tiere und die dort arbeitenden Menschen nicht im Stich lassen.
Herbert Wörlein