Geschichten aus der Geschichte

Ein am 25. Februar 1944 beschädigtes Wohnhaus an der Ebereschenstraße in Haunstetten. Foto: Kulturkreis
Historische Betrachtungen von Heinz Münzenrieder

Vor 80 Jahren: Der Luftkrieg erreicht Haunstetten und Göggingen

Viermal fliegen amerikanische und britische Luftwaffenverbände Angriffe auf Augsburg und dessen Umgebung.

Haunstetten/Göggingen
Vor jetzt 80 Jahren – am 25. und 26. Februar 1944 – traf der von Hitler verursachte Zweite Weltkrieg besonders die Stadt Augsburg. Dort hielt der Tod aus der Luft tausendfach Ernte. Doch auch die damals noch selbstständigen Gemeinden Haunstetten und Göggingen blieben nicht verschont. Es war die Nähe zu den Messerschmitt-Flugzeugwerken an der Haunstetter Straße, von der beide Orte ins Unglück gezogen worden sind. Insbesondere dem den Flugzeugwerken fast unmittelbar benachbarten Haunstetten wurden tiefe und schmerzliche Wunden zugefügt. Diese Bombardierung war nur der Anfang einer schrecklichen Serie.

Weitere Angriffe erfolgten am 13. April 1944, am 15. Januar 1945 und am 22. April 1945. Die Wucht der immer in Wellen erfolgenden Angriffe dokumentiert eine Zahl: Zu 75% lag das Messerschmitt-Areal nach dem Ende der NS-Zeit in Schutt und Asche. In Haunstetten kamen 163 Menschen ums Leben, darunter 72 Häftlinge des Außenlagers des KZ Dachau zwischen der Inninger- und der heutigen Via-Claudia-Straße. Etwa 500 Zwangsarbeiter wurden von dort aus meist in den Messerschmitt-Flugzeugwerken eingesetzt. Auch wurden 260 Häuser zerstört oder schwer beschädigt. Diese nackten Zahlen können jedoch das entstandene Leid und die schlimmen Schicksale der betroffenen Menschen kaum sichtbar machen.

In Göggingen war insbesondere das Bischoff´sche Gartengut betroffen. Ein Haunstetter Zeitzeuge schilderte das Geschehen vom 25. Februar 1944 so: „Um 13.45 Uhr hörte man urplötzlich das gespenstische Dröhnen unzähliger Flugzeuge. Der Verband war im Blau des Winterhimmels und in der Sonne glänzend wie ein exakt ausgerichteter Keil sichtbar. Die Luft bebte durch die furchtbaren Detonationen der Bomben und vom ohrenbetäubenden Lärm der Flak-Granaten. Ein Inferno tat sich auf!“ Im Gegensatz zu Haunstetten hatten die Gögginger Glück im Unglück: „Nur“ zu früh abgeworfene Sprengkörper gingen auf den Ort nieder. In Mitleidenschaft gezogen wurden Gebäude im sogenannten Bischoff´schen Gartengut südlich von Maria Stern bis zum Klausenberg sowie einige Anwesen an der Radau- und Mühlstraße.

Es gab auch hier Tote und Schwerverletzte zu beklagen. Haunstetten und Göggingen wurden noch anderweitig vom Krieg betroffen: Russgeschwärzte Menschen aus dem zerstörten Augsburg schleppten sich nach den Luftangriffen in die Nachbarorte oder noch viel weiter. Oft nur mit dem, was sie auf dem Leib trugen. Nicht wenige dieser Ausgebombten fanden Aufnahme bei völlig fremden Menschen, die Hilfe in größter Not nicht verweigerten. Dies war eine großartige Leistung, im Grunde genommen fast ganz Schwabens.

Die Bombardierung Haunstettens im Februar 1944 wird in einer vom Kulturkreis Haunstetten initiierten Broschüre „Haunstetten im Bombenkrieg“ dokumentiert. Diese wurde 1994 von Karl Filser und Ludwig Feigl herausgegeben und kann in der Stadtteilbücherei Haunstetten eingesehen werden.