„Es ist ein niemals endender Kampf um den freien Sonntag!“ Mit diesem bedeutenden Satz begann der Referent Alfred Brendle, ehemaliger Sekretär der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung im Bistum Augsburg (KAB) seinen interessanten Vortrag im Pfarrheim St. Peter und Paul in Inningen. Ottilie Haugg, die Leiterin des Seniorenkreises, hatte dazu eingeladen.
Die biblische Begründung des arbeitsfreien Sonntags findet sich im Buch Genesis, Kapitel 2, das davon berichtet, dass „Gott am siebten Tag ruhte, nachdem er sein Werk vollendet hatte.“ Als sich im Römischen Reich Kaiser Konstantin zum christlichen Glauben bekannte und dem zuvor verfolgten Christentum im Jahr 313 den Weg zur Staatsreligion eröffnete, erklärte er den Dies Solis, den Tag der Sonne, zum Feiertag – ein Kulturmerkmal des Abendlandes, das bis heute gilt. Aber: Die starke Industrialisierung im 19. Jahrhundert und die damit verbundene zunehmende Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft an allen Wochentagen veranlasste den Gründer der Katholischen Arbeitnehmerbewegung, Bischof Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler (1811-1877), zu einem klaren Bekenntnis für den arbeitsfreien Sonntag zum Schutz der Menschen. Sein Einsatz bewirkte ein Gesetz, das den Sonntag schützte.
Seit 1982 gibt es eine Zunahme von verkaufsoffenen Sonntagen, die in der Regel viermal pro Jahr stattfinden dürfen. Diese Regelung gilt jedoch stadtteilbezogen. Die Folge: Das Personal wird innerhalb einer Großstadt an zwölf und mehr Sonntagen eingesetzt. Die KAB führte 1988 eine große öffentliche Kampagne mit dem Slogan „Sonntag muss Sonntag bleiben“. Der Hintergrund waren die vom damaligen Arbeitsminister Norbert Blüm der Wirtschaft zugestandenen und ausgeweiteten Ausnahmegenehmigungen, um mit verlängerten und an Sonntagen möglichen Maschinenlaufzeiten die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.
Die Neufassung des Arbeitsschutzgesetzes 1994 ermöglichte im §13 eine Vielzahl von Ausnahmen, um die Konkurrenzfähigkeit heimischer Betriebe zu verbessern – ein trauriger Beitrag des Gesetzgebers zur fortschreitenden Vernichtung der christlichen Sonntagskultur. Denn: Es geht um den Sonntag als Symbol der Freiheit, der den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Der Sonntag ist „Kitt und Zeitanker der Gesellschaft“, er ist Anlass zum Feiern und ein notwendiger Kraftspeicher für die Arbeitswoche.
Was tun? Einige Tipps:
- Den Sonntag als Geschenk annehmen.
- Diesem Tag einen besonderen Glanz und eine besondere Würde geben.
- Die Zeit für gemeinsame Unternehmungen und Besuche nutzen, um der Einsamkeit entgegenzuwirken.
- Freizeitstress vermeiden.
Seit Jahren ist die „Allianz freier Sonntag“, zu der die KAB, die Gewerkschaft Ver.di, der Bund katholischer und evangelischer Arbeitnehmer und die katholische Betriebsseelsorge gehören, in diesem Bereich sehr engagiert. „Ohne den Sonntag als den Tag, der Gott gehört, gelingt das Leben nicht… Wenn die freie Zeit nicht eine innere Mitte hat, von der Orientierung fürs ganze Leben ausgeht, wird sie schließlich zur leeren Zeit, die uns nicht stärkt und aufhilft“ (Papst Benedikt XVI).
Text: Thomas Seibert