Die Wellenburger Allee im Wertachtal

Wellenburger Allee im Juni 2021

Entlang von Straßen und Wegen erfreut uns alljährlich im Frühling das Begrünen der kahlen Äste und Zweige der Bäume und Sträucher. Alte Pläne und Karten beweisen, dass Bäume an Straßen seit Jahrhunderten unseren Lebensraum bereichern und verschönern. Eine Besonderheit bilden dabei die Alleen, die man früher entlang von Zufahrtswegen zu Schlössern oder Gutshöfen, vor allem zu Wallfahrtskirchen gepflanzt hat.Das Wort „Allee“ (Gang) leitet sich aus dem Französischen „aller“ (gehen) ab und bezeichnet einen von Vegetation eingefassten Gehweg. Typisch ist die enge, durchgehende Baumreihe, sodass die Baumkronen ein schattiges Dach bilden.

In der Regel bestehen Alleen aus einer Baumart, besonders beliebt waren Linden und Kastanien. Im 19. Jahrhundert setzte sich die Pflanzung von Alleen auch an Landstraßen und innerhalb von Städten und Dörfern durch. Jetzt kamen auch Obstbäume zum Einsatz, sie ergänzten die Streuobstwiesen, vor allem mit Äpfeln und Birnen.

Unter den zahlreichen Straßenbäumen im Augsburger Stadtgebiet bildet die Wellenburger Allee zwischen Göggingen und dem Wellenburger Schloss eine Besonderheit. Sie verläuft zwei Kilometer geradlinig zwischen der Wertachbrücke und dem bewaldeten Geländehang im Westen. Dort steht auf einem Geländesporn seit mehr als 400 Jahren das Schloss der Adelsfamilie Fugger. Glücklicherweise hat sich trotz mehrfacher Umbauten der Ökonomiegebäude die eindrucksvolle doppelte Baumreihe erhalten. Auf einer historischen Landkarte von 1815 ist eine ca. 500 Meter lange schnurgerade Allee ab der Wertachbrücke eingetragen, ebenso ein Abschnitt an der Straße von Wellenburg nach Radegundis, heute ein Ortsteil von Leitershofen. Die gesamte zwei Kilometer messende Strecke von Göggingen nach Wellenburg wurde um 1830 bis 1840 fertiggestellt, allerdings sind keine Bäume aus dieser Zeit mehr erhalten. Der jetzige Baumbestand hat ein sehr unterschiedliches Alter von 20 bis 150 Jahren. Seitdem kam es immer wieder zu Eingriffen in den Baumbestand und zu Schädigungen des Wurzelbereichs. Seit 1975, also fast 50 Jahre, stehen die Bäume der Wellenburger Allee unter dem Schutz des Bayerischen Naturschutzgesetzes, das eine Sicherung des Baumbestandes ermöglicht. 1991 wurde im Rahmen eines Gerichtsverfahrens sogar ein Bußgeld verhängt bzw. eine Ersatzpflanzung angeordnet.

Witterungseinflüsse, vor allem Sturmschäden, können den Baumbestand gefährden, deshalb ist eine dauernde Pflege notwendig. In unserer Zeit bilden Baumalleen mehr als einen Schmuck in der intensiv genutzten Agrarandschaft. Ihre Bedeutung für die Ökologie und für das Klima ist in den letzten Jahren erheblich gewachsen.