Anlässlich des 65. Jahrestages des Volksaufstandes in der ehemaligen DDR kam Minister a. D. Rainer Eppelmann, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED- Diktatur nach Augsburg. Bernd Zitzelsberger hatte ihn vor einiger Zeit gewinnen können, hierfür von Berlin anzureisen. Nach der Begrüßung durch den KAB-Ortsvorsitzenden Bernd Zitzelsberger und Stadtpfarrer Monsignore Franz Götz im gut gefüllten Pfarrsaal von Herz Jesu berichtete Zitzelsberger zunächst die geschichtlichen Ereignisse des 17. Juni 1953 sehr eindrücklich. Zitzelsberger: „Die Biographien der meisten Toten des Volksaufstandes sind vielen bis heute kaum bekannt. Das gilt auch für die Umstände, unter denen sie ihr Leben verloren. Wir wollen die Toten vor dem Vergessen bewahren. Ihnen und ihren Angehörigen und Freunden wollen wir so eine späte Gerechtigkeit widerfahren lassen.“ Danach wurden die Namen der mehr als 50 bekannten Todesopfer vorgetragen – eines der jüngsten Opfer war der Schüler Rudi Schwander. Er starb mit 14 Jahren. Die anderen bekannten Opfer sind:
1. Horst Bernhagen, 21 J., Fernmeldemonteur
2. Edgar Krawetzke, 20 J., arbeitslos
3. Werner Sendsitzky, 16 J., Laufbursche ineiner Motorradvermietung
4. Gerhard Schulze, 41 J., arbeitslos, Vater von zwei Kindern
5. Dr. Oskar Pohl, 25 J., Philosoph, Austauschhörer
6. Gerhard Santura, 19 J., Elektroinstallateur
7. Willi Göttling, 35 J., Maler, arbeitslos, Vater von zwei Töchtern
8. Rudolf Berger, 40 J., Diplom-Kaufmann
9. Erich Nast, 40 J., Gärtner, Vater einer Tochter
10. Richard Kugler, 25 J., Dachdeckerlehrling
11. Kurt Heinrich, 44 J., Arbeiter
12. Hans Rudeck, 52 J., Bauingenieur
13. Wolfgang Röhling, 15 J., Schüler
14. Alfred Wagenknecht, 43 J., Fuhrunternehmer, Vater von fünf Kindern
15. Oskar Jurke, 57 J., Friedhofswärter
16. Alfred Diener, 26 J., Autoschlosser, Vater eines Sohnes
17. Alfred Walter, 33 J., Bäcker, Vater eines Sohnes
18. Horst Walde, 27 J., „Fertigputzer“, Vater von vier Kindern
19. Kurt Crato, 42 J., Tischler, Vater eines Sohnes
20. Gerhard Schmidt, 26 J., Doktorand der Landwirschaft
21. Manfred Stoye, 21 J., Kesselschmied
22. Rudolf Krause, 23 J., Rundfunkmechaniker
23. Edmund Ewald, 25 J., Angestellter
24. Horst Keil, 18 J., Malerlehrling
25. Karl Ruhnke, 61 J., Beamter
26. Margot Hirsch, 19 J., Verkäuferin
27. Erna Dorn
28. Hermann Stieler, 33 J., Zimmermann, Vater von drei Kindern
29. Paul Othma, 63 J., Elektromonteur
30. Kurt Arndt, 38 J., Bergmann, Vater von vier Kindern
31. Wilhelm Ertmer, 52 J., Uhrmacher
32. Adolf Grattenauer, 52 J., Landwirt
33. Erich Langlitz, 51 J., Kraftfahrer
34. August Hanke, 52 J., Arbeiter i. Brikettfabrik
35. Dieter Teich, 19 J., Gießereifacharbeiter
36. Elisabeth Bröcker, 64 J., Rentnerin
37. Paul Ochsenbauer, 15 J., Schlosserlehrling
38. Johannes Köhler, 44 J., Uhrmacher
39. Eberhard von Cancrin, 42 J., Mühlenwärter, Vater von zwei Kindern
40. Erich Kunze, 28 J., Volkspolizist, fünf Kinder
41. Herbert Kaiser, 40 J., Transportarbeiter, Vater von vier Kindern
42. Gerhard Dubielzig, 19 J., Schlosser
43. Joachim Bauer, 20 J., Maurer
44. Johann Waldbach, 33 J., Mitarbeiter des MfS, Vater eines Sohnes
45. Gerhard Händler, 24 J., Volkspolizist, Vater von drei Kindern
46. Georg Gaidzik, 32 J., Volkspolizist
47. Dora Borchmann, 16 J.
48. Kurt Fritsch, 47 J., Arbeiter im Schwermaschinenkombinat, fünf Kinder
49. Horst Pritz, 17 J., Dreher
50. Herbert Stauch, 35 J., Müllermeister, Vater von zwei Kindern
51. Alfred Dartsch, 42 J., Maler
52. Ernst Jennrich, 42 J., Gärtner, Vater von vier Kindern
53. Ernst Grobe, 49 J., Landwirt
54. Wilhelm Hagedorn, 58 J., Werkschutzleiter
Rainer Eppelmann spannte einen weiten Bogen über fast 100 J. deutscher Geschichte, von den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts bis heute. Dabei ging er insbesondere auf die Zeit nach Kriegsende 1945, den 17. Juni 1953, den Mauerbau am 13. August 1961 den Fall der Berliner Mauer nach mehr als 28 Jahren am 9. November 1989 und die ersten freien Wahlen in der DDR am 18. März 1990 ein. Das Thema „Vom 17. Juni 1953 bis zum 18. März 1990, was lehrt uns unser Erinnern?“ trug er äußerst kompetent, als Zeitzeuge und auch mit seiner persönlichen Lebensgeschichte vor. Die Ruhe und Spannung unter den Zuhörern, die erst nach über zwei Stunden wieder nach Hause gingen und der minutenlange Beifall war ebenso bezeichnend wie der spontane Beifall, als Bernd Zitzelsberger am Ende Rainer Eppelmann dankte: „Das war die beste Geschichtsstunde meines Lebens, herzlichen Dank dafür!“
pm KAB, Fotos: Annette Zoepf