Pfingstbrauch in Leitershofen und großzügige Spende an Muko-Aktiv |
Seit vielen Jahrzehnten ist in Leitershofen der Wasservogel an den beiden Pfingstfeiertagen unterwegs. Pünktlich um 8 Uhr am Pfingstsonntag treffen sich fünf junge Burschen beim Hause Riegel. Es mutet etwas seltsam an, was nun beginnt: Einer der Burschen zieht sich eine Art Weste an, die aus einem Rupfensack genäht wurde. An diese Weste werden Ginster und Birkenreisig mit Hilfe von Nadel und Faden befestigt. Daneben entsteht eine Kappe aus Ginster. Während dessen schmücken die anderen eine Birke mit bunten Bändern. Früher bestand der Wasservogel komplett aus Ginster. Im Laufe der Jahre musste aber der Birkenreisig immer mehr als Ersatzmaterial für den raren und geschützten Ginster herhalten.Nach gut 2 Stunden ist das Ergebnis zu sehen und die Gruppe startklar. Mit dabei sind neben dem Wasservogel die geschmückte Birke, Glocke und Schmalztopf, Geldsack und Peitsche sowie einen Korb für die zu erwartenden Gaben. Der Hintergrund des Wasservogels ist von Dr. Walter Pötzl umfassend erforscht worden und unter anderem derzeit im Museum in Oberschönefeld bildlich nachzusehen. In Leitershofen hat sich folgende Erklärung etabliert: Mit dem Laufen von Haus zu Haus nimmt der Wasservogel die Sünden der Menschen auf sich. Dafür zahlen diese eine entsprechende Buße, die früher meist aus Eiern, Schmalz oder Süßigkeiten bestand – mittlerweile aber überwiegend durch Geldspenden ersetzt wurde.Damit die Sünden auch wirklich übergehen, wird der Wasservogel mit einem Eimer Wasser übergossen. Das Übergießen mit Wasser ist auch heute noch ein wichtiger Bestandteil des Brauches. Neben einem Eimer kann hierzu auch der Gartenschlauch oder auch nur ein Zahnputzbecher dienen. Erfahrene Ex-Wasservögel wissen sehr genau, welche Technik beim Spritzen den bestmöglichen „Nässeeffekt“ erzielt.Nach zwei Tagen mit jeweils rund zehn Stunden auf den Beinen haben die „Vögel“ die Tour durch Leitershofen geschafft. Nun werden die Einnahmen gezählt, die Spende festgelegt und die Süßigkeiten verteilt. Neben den aktuellen sind auch einige ehemalige Wasservögel gekommen, um den diesjährigen Abschluss mitzufeiern. Erstmals erfolgte dieses Jahr auch die Spendenübergabe schon an diesem Abend. Die Spende in Höhe von 681,82 ¤ ging an den Verein Muko-Aktiv Augsburg. Dieser Verein unterstützt Familien mit Kindern, Jugendliche und Erwachsene, die an der bis heut unheilbaren Erbkrankheit Mukoviszidose leiden. Die Lunge, Bauchspeicheldrüse du die Leber sind die hauptsächlich betroffenen Organe. Mit Mukoviszidose leben heißt, täglich mehrmals zu inhalieren und mit Krankengymnastik die Lunge vom zähflüssigen Schleim zu reinigen. Damit die Nahrung verdaut werden kann, müssen Medikamente die Funktion der Bauchspeicheldrüse übernehmen. Trotz vieler Fortschritt in der Therapie bleibt die Krankheit tödlich.Der Selbsthilfeverein sieht seine Aufgabe darin, für die betroffenen Familien als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen, bei allen Fragen rund um die Krankheit. Für das Wohl der Patienten arbeitet der Verein Muko-Aktiv eng mit den Fachärzten im Josefinum und der Kinderklinik zusammen. So organisiert und finanziert er unter anderem jährlich eine Klimakur im salzhaltigen Reizklima der Kanarischen Inseln für die Betroffenen. Die Vereinsmitglieder freuen sich sehr über die großzügige Spende der Leitershofer Wasservögel und bedanken sich herzlich für deren freiwilligen Einsatz.