Pfersee hat ihm viel zu verdanken

Ab 1881 in Betrieb: die Spinnerei und Buntweberei Pfersee Bild: Stadtplanungsamt
Ab 1881 in Betrieb: die Spinnerei und Buntweberei Pfersee Bild: Stadtplanungsamt

Der Mühlbach läutete die Industrialisierung ein. Der Ort brachte es dadurch zu bescheidenem Wohlstand.

 

Die seit dem Mittelalter südlich der heutigen Augsburger Straße brav ihren Dienst verrichtende Pferseer Mühle kam einst arg in Bedrängnis. Der von Göggingen kommende Lohrbach reichte nicht mehr als Energieträger aus und die gute Wertach musste helfen: Über einen Anstich nahe der Rosenauwiesen wurde wohl schon im 17. Jahrhundert das kostbare Nass dem später Mühlbach benannten fleißigen Gewässer zugeführt. Und jetzt wird es kompliziert: Nördlich der Mühle – die im Zuge der Industrialisierung zum Kleinkraftwerk befördert worden ist – wurde der Bachlauf sozusagen amputiert. Ein Gewässerast ist – später unwürdig degradiert zu einem unterirdischen Schwemmkanal – als Hessenbach der Wertach bei der späteren Goggelesbrücke zugeleitet worden. Der andere Teil führt heute noch als Hettenbach über Kriegshaber und Oberhausen zurück zur Wertach.

Den Pferseer Nachbarn wird‘s recht gewesen sein. Schon ab 1866 bedient dann der gute Mühlbach mit der Mühle a. D. die Baumwollspinnerei und Weberei J. G. Krauß und Sohn. Die Industrialisierung lässt grüßen. Und der Mühlbach passt sich der „Neuen Zeit“ weiter an. Klaglos lässt er es über sich ergehen: Als 1876 aus Hochwasserschutzgründen die Wertach korrektioniert und tiefer gelegt wird, sitzt der Mühlbach zwar auf dem Trockenen. Jetzt hilft aber der neue Wertachkanal aus. Über einen Düker in Höhe des heutigen Rosenaustadion wird die Wertach unterquert und die Pferseer Wasserwelt ist wieder im Lot. 1885 ist der Bach dann kanalmäßig ertüchtigt worden, so dass die an seinen Gestaden 1881 entstehende „Große Fabrik“ – so wurde die Spinnerei und Buntweberei Pfersee im Ort tituliert – ordentliche Arbeit leisten konnte. Sie war die Nachfolgerin des genannten Krauß´schen Betriebes. Durch sie leistete Pfersee – obwohl erst 1911 eingemeindet – einen schönen Beitrag zum damaligen Ruf Augsburgs als das „Textile Manchester des Kontinents.“

Doch nicht nur dies: Der Mühlbach half auch mit, dass die „flussabwärts“ 1885 entstandeneFedern- und Laubsägefabrik Eberle sich zu einem Marktführer entwickeln konnte. Auch die Dierig´sche Weberei – 1918 aus der Gebrüder Schnell‘schen Weberei entstanden – fand dort ein Domizil. Es sind also die kleineren Gewässer und Kanäle, die damals die ganze Region nach vorne brachten. Sie waren wichtiger als Lech und Wertach. Die beiden Großen konnten anfangs technisch nicht so recht bewältigt werden oder lagen zu weit vom Schuss. Dank gilt deshalb den manchmal Vergessenen: dem Haunstetter Lochbach, der Gögginger Singold und den vom Hochablass oder Lochbach abgeleiteten Augsburger Lechkanälen. Und für Pfersee ist es der Mühlbach, der dem Ort ein Stück weit Wohlstand brachte und der für einigermaßen gute Arbeitsplätze sorgte.