Einkehr
Bei einem Wirte wundermild,
Da war ich jüngst zu Gaste
Ein goldner Apfel war sein Schild,
An einem langen Aste.
Es war der grüne Apfelbaum,
bei dem ich eingekehret;
Mit süßer Kost und frischem Schaum
Hat er mich wohl genähret.
Dieses Gedicht von Ludwig Uhland schildert unsere Beobachtungen und Erfahrungen, die wir im Herbst in unseren Gärten oder in den Streuobstwiesen machen können. Äpfel erfreuen mit ihren Formen und Farben unsere Sinne und sind gleichzeitig schmackhafte Früchte mit saftigem, mürbem Frucht? eisch und würzigem Geschmack. Apfelsaft und Apfelmost sind beliebte Getränke.
Dazu kommt die heilsame Wirkung dank des Reichtums an Mineralstoffen und Vitaminen. „Ein Apfel am Tag, und der Doktor bleibt, wo er mag.“ Blüten und Blätter werden als Tee genutzt, getrocknete Früchte dienen zur Fiebersenkung und das Öl der Knospen hilft gegen Kopfschmerzen und Magenleiden.
Es gibt mehr als zweitausend Sorten, die aus der Züchtung des wilden Holzapfels entstanden sind, der aus Asien stammt und von den Römern in unsere Gegend mitgebracht wurde. Mit der dichtverzweigten Krone und den eiförmigen Blättern besitzt der Apfelbaum ein charakteristisches Erscheinungsbild. Seine kugeligen Früchte haben seit Jahrtausenden auch eine symbolische Bedeutung als Sinnbild für die Vollkommenheit der Erde. In vielen Märchen wird er als Paradiesbaum bezeichnet, dessen Früchte ewiges Leben bringen sollen.
Am bekanntesten ist die Geschichte aus der Bibel, in der Eva den Apfel vom Baum der Erkenntnis pflückt und den Menschen den Weg zur Vollkommenheit verspricht. In manchen Märchen ist sogar von goldenen Lebensäpfeln die Rede. In der Form des Reichsapfels, seit der christlichen Zeit mit einem Kreuz, symbolisiert er die Herrschaft auf der Erde, der von Königen und Kaisern als Sinnbild der Macht genutzt wurde.
Prof. Dr. Hans Frei