… von Prof. Dr. Hans Frei
Die Verehrung der Gottesmutter Maria ist so alt wie das Christentum. Zahlreiche Marienfeste belegen ihre herausragende Stellung unter den Heiligen. Das Fest Mariä Himmelfahrt am 15. August ist das älteste und höchste Marienfest im Kirchenjahr.
Seit dem 5. Jahrhundert setzte sich der Glaube durch, dass Maria nach ihrem Tod mit Leib und Seele in den Himmel eingegangen ist. Auf zahlreichen Altarbildern und Deckenfresken in den Kirchenräumen wird die Aufnahme Marias in die himmlische Herrlichkeit dargestellt, in der Barockzeit stimmungsvoll umrahmt von Putten und Wolken.
In enger Verbindung mit dem Hochfest steht seit dem 10. Jahrhundert der Brauch der Kräuterweihe während des Gottesdienstes. Nach der Legende soll nämlich ein wunderbarer Duft nach Blumen und Kräutern bei dem Grab Mariens aufgestiegen sein, Rosen und Lilien seien aufgeblüht. So entwickelte sich die Tradition, an diesem Festtag Büschel mit Blumen und Kräutern in der heiligen Messe zu weihen. Der Ursprung der Kräuterweihe mitten im Hochsommer erhält eine zusätzliche Bedeutung, da in dieser Jahreszeit die Wirksamkeit der ätherischen Öle in den Heilpflanzen am stärksten ist.
Zu einem Kräuterbüschel gehören heimische Pflanzen, deren Heilkraft den Menschen bekannt ist und die in Verbindung zu Maria gebracht werden, wie die Königskerze als Symbol für die Himmelskönigin oder der Frauenmantel als Sinnbild für den schützenden Mantel der Gottesmutter. Nicht fehlen dürfen Arnika, Baldrian, Johanniskraut, Kamille, Pfefferminze und Schafgarbe. Dazu können weitere Pflanzen, Blumen oder Getreideähren gehören. Je nach Gegend soll der Kräterbüschel 7, 9, 77 oder gar 99 verschiedene Pflanzen umfassen. Dahinter steht die Überzeugung, dass Gott die Heilkräuter nicht nur zur Zierde der Erde, sondern für Wunden und Schmerzen der Menschen geschaffen hat.
In den letzten Jahren hat das Bewusstsein für die Bedeutung der Wildkräuter und Heilpflanzen wieder kräftig zugenommen. In den Stauden organisiert ein Verein alljährlich ein Kräuterfest. Auf Kräuterwanderungen kann man die Pflanzen kennenlernen. In manchen Häusern werden die Kräuter getrocknet und über der Stubentüre aufgehängt. Kranke Menschen bekommen einen Tee aus den Kräutern.