Inningen: Die Bäckerei in diesem Haus: nach 115 Jahren aus!

In Inningen machte die Nachricht schnell die Runde dass die Bäckerei Bauer noch in diesem Jahr den Betrieb und das Ladengeschäft aufgeben wird und sich das Inhaber-Ehepaar Bäckermeister Walter Bauer ( ) und seine Frau Rita ins Privatleben verabschieden werden. Die Gründe dafür seien vielfältig, erklären die beiden, in erster Linie gesundheitliche, aber auch wirtschaftliche. „Nicht nur wir sind in die Jahre gekommen, auch die Einrichtung und der Maschinenpark der Backstube. Um hier unser Bäcker- und Konditorenhandwerk weiter zu betreiben, bedürfte es einer Generalsanierung, auch des Hauses.“ Und wirklich: das Haus, zumindest der Teil mit der Giebelseite nach Westen, ist noch immer das selbe, in dem 1903 Bäckermeister Alois Holzmann und seine Frau Afra ihre Bäckerei eröffneten. Nach ihnen führte das Ehepaar Severin und Luise Kuhn (eine der sieben Töchter Holzmann) – die Großeltern des heutigen Bäckermeisters, Handwerk und Ladengeschäft als Bäckerei Kuhn weiter, bereits mit Kolonialwaren, mit einem Heringsfass, mit Sauerkraut, Petroleum und verschiedenen dingen des täglichen Bedarfs. Als ihre Tochter Milly dann einen Bäckermeister Walter Bauer aus Kircheim/Teck heiratete, der aus der Kriegsgefangenschaft nach Bayern entlassen worden war, zog die dritte Generation in das Haus ein, die es 1956 durch einen Anbau, mit dem Giebel nach Süden, und um das Lebensmittelsortiment der EDEKA erweiterte. Fünf Jahre später hatte der schon historische Dampfbackofen seine Schuldigkeit getan und wurde durch einen modernen Etagenbackofen ersetzt, der noch heute seinen Dienst tut. 1972 (das Jahr der Eingemeindung Inningens durch die Stadt Augsburg) erfolgte dann der Flachdach-Anbau mit 100 Quadratmetern Verkaufsfläche – für damalige Verhältnisse gigantisch! Es gab schon drei Brotsorten, Nusshörnle, Käsekuchen, Brezen und Semmeln – damals wie heute alle Produkte frisch und ausschließlich aus eigener Herstellung. Mit der 1988 erfolgten Erweiterung der Backstube zogen zwei neue Etagenöfen ein. Zwischenzeitlich war übrigens ein besonderes Backwerk für Walter Bauer junior angestanden: die eigene Hochzeitstorte! Zwar hatte sich der junge Bäckermeister für die Verheiratung mit seiner Rita einen Tag frei genommen, „aber richtig ausgeschlafen war ich bei der Feier dann nicht, wie überhaupt bei allen Familienfeiern oder sonstigen abendlichen Veranstaltungen“, erzählt er rückblickend. Bei den Versammlungen der Feuerwehr (deren Kommandant er viele Jahre war) musste er immer früher weg und in die Backstube, die berufstypische Arbeitszeit bedeute halt immer viele Abstriche im Privatleben. „Aber nächstes Jahr haben wir eine Einladung zur Hochzeit meines Neffen – das ist dann die erste Familienfeier, zu der ich ausgeschlafen hingehen kann!“, freut er sich, zusammen mit seiner Frau, wie überhaupt auf den kommenden Ruhestand: „Den hoffen wir, mit Gottes Hilfe, noch lange genießen zu können. Wenn die Auflösung des Betriebs abgeschlossen ist, wollen wir erst mal eine gemeinsame Urlaubsreise machen, das hatten wir 1999 zum letzten Mal, damals allerdings gleich eine ganze Woche!“

Text/Bilder: Gunnar Olms/privat