Groteske One-Man-Show sorgt für ausverkauften Bürgersaal

Schauspieler Stefan Leonhardsberger überraschte mit einem Dutzend Rollen. Akustisch untermalt wurde er von Presley-Family-Star Martin Schmid

Mit einem tragischen Handlungsmuster, das in Verkleidung eines skurrilen Kabaretts daherkam und erst ganz am Ende zu durchschauen war, hat Stefan Leonhardsberger im vollbesetzten Bürgersaal Stadtbergen überrascht. Dort präsentierte er sein in den Alpen angesiedeltes Stück „Rauhnacht“ und verkörperte hierbei knapp ein Dutzend Charaktere – angefangen von der senilen Großmutter bis hin zur durchtriebenen Tochter eines Schottergruben-Betreibers. Die Geschichte beginnt in einer Silvesternacht, in der ein Mädchen scheinbar spurlos verschwindet. Man ahnte schon: Das kann nichts Gutes verheißen. Schlag auf Schlag folgten absurd anmutende Episoden, die von einem arbeitswütigen Firmeninhaber, seinen weniger fleißigen Söhnen, einer untreuen Ehefrau und vielen anderen eher fragwürdigen Zeitgenossen erzählten. Die rasante Szenen ließen kaum Zeit zum Atemholen – weder dem Publikum noch Leonhardsberger selbst, dessen ausdrucksstarke, aus einer unergründlichen Kraftquelle entspringende Performance sichtlich beeindruckte. Ruhevoller, aber keineswegs ruhig präsentierte sich Martin Schmid, der den passenden, punktgenau auf die Schauspiel-Bewegungen abgestimmten Soundtrack lieferte. Mit seiner Gitarre und seiner Stimme steuerte er nicht nur atmosphärische Hintergrundmelodien bei, sondern produzierte auch verschiedenste Geräusche, darunter etwa das laute Kratzen einer Säge oder das leise Ticken einer Uhr. Nach 90 Minuten pausenloser Aktion ging das ungewöhnliche Spektakel schließlich unter großem Applaus zu Ende. Die Liebhaber des grotesken Stils, der seltsame Abartigkeiten dem Närrischem zugesellt und die Gestalten ins Maßlose, fast schon Dämonische übersteigert, waren voll auf ihre Kosten gekommen. Wer jedoch die mystische Stimmung einer Rauhnacht erwartet hatte – diese fand sich nur angedeutet – oder Theater mit weniger Theatralik und dafür mehr Stringenz bevorzugt, tat sich mit diesem Auftritt wohl etwas schwerer.

Text/Bild: Thomas Hack