Göggingen in den 1930er Jahren – Zeitzeuge Martin Eberle berichtete im Geschichtskreis

Referent Martin Eberle Foto: T. Resch

Unasphaltierte Straßen, Bauernhöfe entlang der Hauptstraße und die Fahrt mit der Straßenbahn von Göggingen in die Stadt kostete 20 Pfennig: Das Leben vor 84 Jahren war sehr unterschiedlich zu unserem heutigen Leben, das vor allem durch Digitale Medien beeinflusst wird. Doch in den Jahren 1934 und 1935 waren diese noch nicht einmal vorstellbar.
Eberle, gebürtiger Gögginger, teilte seine Kindheitserinnerungen mit den Zuhörern. Er erzählte, wie im Jahr 1934 der Zeppelin Hindenburg auf einmal am Abendhimmel auftauchte und über Augsburg flog, oder wie eines Abends Himmelslichter über Göggingen zu sehen waren. Auch gab es damals ein großes Hochwasser, bei dem sogar alle Wiesen zwischen der Singold und der Wertach überschwemmt waren, und nur noch Wasser zu sehen war.
Doch nicht nur davon berichtete er, sondern er hatte ebenfalls die Gögginger Tagblätter aus den Jahren 1934 und 1935 durchgesehen, und die interessantesten und außergewöhnlichsten Meldungen herausgesucht: Schon damals im Jahr 1934 gab es eine Tarifreform bei den öffentlichen Verkehrsmitteln.
Auch wurde im Januar damit begonnen, denn Hochwasserdamm an der Wertach zwischen Göggingen und Inningen zu bauen. Dafür wurden mit Loren die nötigen Materialien entlang der Wertach transportiert, um den Bau zu erleichtern.
So wurde 1935 die Wasserleitung in der Bayerstraße fertig gestellt und die Lindauer Straße, sowie die 1932 so benannte Hindenburgstraße (heute Bgm.-Aurnhammer-Straße) gepflastert.
Doch nicht nur Göggingen-bezogene Sachverhalte fanden ihren Weg in die Zeitung, auch die damals aktuellen politischen Geschehnisse wurden aufgeführt, so das Gesetz vom 30.1.1934 mit der faktischen Abschaffung der Länder, die dann von Reichsstatthaltern geführt wurden: Da heißt es im Gesetz über den Neuaufbau des Reiches: „Die Hoheitsrechte der Länder gehen auf das Reich über. Die Landesregierungen unterstehen der Reichsregierung.“ Auch die Abschaffung eines separaten Staatsoberhaupts gleich nach dem Tode Hindenburgs mit Kabinettsbeschluss vom 3. August 1934, der Hitler zum Reichspräsidenten und Reichskanzler machte. Auch wurde die Unterdrückung anderer Parteien oder das Verbot jeder sportlichen Betätigung sowie von Geländespielen für die konfessionellen Jugendverbände thematisiert und die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht, die mit umfangreicher Aufrüstung einherging.

pm Gögginger Geschichtskreis