Gelungene Zitherpartie im Wiener Schmäh

Münchner Konzertschrammeln begeistern im bitterbösen Charme

Beschwingte Wiener Melodien mit makabren Untertönen im neuen Glanz erstrahlen zu lassen – Dies ist nur eines der altbewährten Markenzeichen der Münchner Konzertschrammeln, die sich im Bürgersaal den musikalischen Werken zweier alter Meister namens Georg Kreisler und Fritz Kreisler angenommen haben. Der hinterfotzige Liederreigen des Zithervirtuosen Lothar Lägel und seiner sympathischen Entourage wurde dabei harmonisch mit Geige, Kontrabass und Klavier veredelt und begeisterte die Zuschauer schließlich nicht zuletzt durch die rotzfreche Verbindung von freigeistiger Tiefsinnigkeit und abgrundtief schwarzem Humor. Lägel offenbarte sich jedoch keineswegs nur als herausragender Saitenspieler und begnadeter Hofsänger, sondern hat im Laufe des genussvollen Abends auch mit zahlreichen Erzählungen und Gedichten für schöne Wendungen und die richtige Prise humorvoller Entertainmentkunst gesorgt. Und was man vorher kaum für möglich gehalten hatte – Wiener Konzertmusik kann tatsächlich bitterböse sein, was man spätestens bei diesem Konzert im Bürgersaal miterleben konnte: Der berühmt-berüchtigte Beitrag übers Tauben vergiften entbehrte ebenso wenig einer sarkastischen Spitzzüngigkeit wie die zahllosen aberwitzigen Anekdoten, die Lägel zwischen den musikalischen Zitherstücken im staubtrockenen Charme ins Publikum schmetterte. Doch gleichzeitig bewiesen die Münchner Konzertschrammeln einmal mehr, dass sie sich in der Salonmusik rundum zuhause fühlen und ihren Instrumenten höchst kultivierte Klänge der Wiener Volksseele entlocken können. In nonchalanter Leichtigkeit zeichneten die Interpreten nach und nach ein gehobenes Klanggemälde, in welchem die einzelnen Begleitinstrumente der Musiker die Sprache der majestätischen Zither grandios zur Geltung brachten. All dies war versehen mit einem fröhlichen Schuss Morbidität, den man im Rahmen eines herkömmlichen Schrammelkonzertes wohl ebenfalls nur sehr selten erleben darf. Virtuose Salonmusik, spöttische Späße und zu Musik gewordene Geschichten über die Liebe, das Leiden und den Tod – der Abend hätte unterhaltsamer wohl kaum verlaufen können.

Text: Thomas Hack / Foto: Daniela Ziegler