Ein Mann der gefühlvollen Töne. Klavierkonzert mit Rüdiger Steinfatt im Stadtberger Bürgersaal

Ein Mann der gefühlvollen Töne: Klavierkonzert mit Rüdiger Steinfatt im Stadtberger Bürgersaal


Kein Mann der lauten, dafür aber der gefühlvoll gespielten Töne, ist Rüdiger Steinfatt. Dies wurde erst wieder im Stadtberger Bürgersaal deutlich. Dort gab der international gefragte Konzertpianist und Dozent an der Augsburger Musikhochschule das Fränkische Bilderbuch op. 48 von Wilhelm Kempff, die Waldsteinsonate von Ludwig van Beethoven und die Sonate B-Dur, op. Posth. D 960 von Franz Schubert zum Besten.„Wissen ist nichts; man muss fühlen und empfinden“, dieses Credo des französischen Schriftstellers Henri Stendhal versucht Steinfatt in der klassischen Klaviermusik umzusetzen. Dabei spürt er den klanglichen Eigenarten eines jeden Komponisten und eines jeden Werkes nach. Faszinierend, wie er seiner Intuition folgend die lyrischen Dissonanzen der Kompositionen Wilhelm Kempffs auf dem Konzertflügel transparent macht. Steinfatt ist ein großer Kenner dieses Pianisten und Komponisten, denn er beschäftigt sich bereits seit 1993 eingehend mit dessen Werken. Steinfatt wörtlich: „Ich habe ihn achtmal gehört, verehre ihn beinahe abgöttisch und bewundere seine geistige Substanz.“ Durch Zufall sei er eines Tages an die Partitur des „Totentanzes“ gelangt und habe sich entschlossen, dieses Werk nach über 50 Jahren wieder aufzuführen, so Steinfatt weiter.Mit der technisch brillianten Interpretation der Waldsteinsonate, die nach Carl Czerny wohl zu den schwierigsten von Beethovens Klaviersonaten gehört, bewies Steinfatt darüber hinaus, dass er sich zu Recht einen glänzenden Namen in den Konzertsälen erworben hat. Er zeigte eine effektreiche Dynamik, spielte die leisen Töne behutsam an und entlockte dem Instrument einen runden, warmen Klang. Dieses Feingefühl ging den Zuhörern unter die Haut. Nicht weniger überzeugend war seine Interpretation der Sonate B-Dur, op. Posth. D 960, jenes depressiven Meisterwerks von Franz Schubert. Steinfatt ließ seine Hände fast schon über den Tasten schweben und brachte damit eine triste Melodik zur Geltung, die aber dennoch nicht beängstigend auf die Zuhörer wirkte. Das Publikum quittierte die Darbietung mit großem Applaus, für den sich Steinfatt mit Mozarts „Rondo alla turca“ und Kempffs „La Notte“ als Zugaben bedankte. Text und Bild:  Daniela Ziegler