Deuringen : Aufmarsch der Schafe Pilotprojekt in der Deuringer Heide geht in zweites Jahr. Schafe sollen Freiflächen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz erhalten

Deuringen : Aufmarsch der Schafe Pilotprojekt in der Deuringer Heide geht in zweites Jahr. Schafe sollen Freiflächen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz erhalten


Nun ist es wieder so weit. Seit 18. Mai sind auf der Deuringer Heide wieder die Schafe los. Vor wenigen Jahren noch zerwühlten dort Panzerketten den Boden, nun bietet sich den Spaziergängern ein friedlicheres Bild. Wo einst schwere Motoren dröhnten, grasen nun Schafe. Schafhalter Wolfgang Frank aus Margertshausen hat die ersten Tiere aufgetrieben. Insgesamt sollen heuer zirka 80 Mutterschafe den ehemaligen Standortübungsplatz beweiden. Die Schafe werden von Herrn Frank in einem eigens dafür konstruierten Anhänger zur Weide gefahren.Erste Versuche mit einer kleinen Herde im vergangenen Jahr verliefen vielversprechend. Trotz des späten Auftriebs im Juni konnten die Schafe zumindest Teile des Grases noch gut verwerten. Der dichte Grasfilz, der das Gelände bisher überwucherte konnte aufgelichtet werden. Trotzdem dominiert weiterhin das Reitgras, ein hartes, als Futter wenig attraktives Gras. Heuer wird sich zeigen, ob die Schafe es schaffen diese Art so weit zurückzudrängen, dass andere Gräser und Kräuter Platz finden können. Erst dann sind die Voraussetzungen geschaffen, dass die Beweidung sich zumindest ansatzweise selbst tragen kann.Die Beweidung ist Teil eines Sicherungs- und Erhaltungskonzeptes für die Freiflächen auf dem ehemaligen Standortübungsplatz. Seit dem Rückzug des Militärs beginnt der Wald, sich die Flächen wieder anzueignen. Damit geht aber eine einmalige Offenlandschaft mit vielen seltenen Tier- und Pflanzenarten verloren. Dies soll nun auf Anregung der Regierung von Schwaben verhindert werden. Die Regierung von Schwaben hat zur Rettung der Deuringer Heide ein breites Bündnis geschmiedet. Gemeinsam engagieren sich Bundesforst≠verwaltung, Markt Stadtbergen und Naturparkverein Augsburg-Westliche Wälder um dieses Kleinod für die Region zu erhalten.Auf der Basis eines im Jahr 2004 im Auftrag der Regierung von Schwaben erstellten Entwicklungskonzeptes des Planungsbüros Günter Riegel wurden bereits im Winter 2004/05 erste Maßnahmen umgesetzt. Dies war zunächst die Schaffung von drei kleinen Gewässern sowie die Schaffung neuer Rohbodenstandorte durch Abschieben des Oberbodens. Zusätzlich wurden gezielt größere Flächen abgebrannt um den alten Grasfilz zu beseitigen.Hier konnten bereits erste Erfolge verbucht werden. Schon im ersten Jahr erfolgte die Besiedlung durch Amphibien (Teichmolch, Wasserfrosch). Ganz nebenbei sind auch seltene Pflanzenarten wieder aufgetaucht – Gratiola, Gottesgnadenkraut, und Gras-Platterbse (beides Rote Liste Arten in Bayern). Im vergangenen Jahr wurde die langfristige Pflege oder besser Bewirtschaftung in Angriff genommen. Um das Gelände offen zu halten, muss der Aufwuchs regelmäßig entfernt werden. Der von der Regierung von Schwaben beauftragte Projektbetreuer, Agraringenieur Andreas Fuchs, Diedorf meint dazu: „Mechanische Maht scheidet auf den buckeligen Flächen von vorneherein aus, die aufwändige Handmaht ist auf Dauer nicht zu finanzieren. Die sinnvollste Pflege von Grünland ist ohnehin die Nutzung“. So wurde nach Tieren gesucht, welche die Flächen regelmäßig beweiden können. Mit Biolandwirt Wolfgang Frank aus Margertshausen wurde ein Schafhalter gefunden, der sich auch durch die erschwerten Bedingungen nicht entmutigen lässt.Wegen der sehr hoch wachsenden Gräser mussten im letzten Jahr die Trassen für die Elektrozäune regelmäßig mit der Motorsense frei gemäht werden. Hier soll versucht werden, die Zauntrassen so weit zu optimieren, dass mechanisch gemäht werden kann. Auch der Betreuungsaufwand ist hoch, gerade an schönen Sommertagen ist wegen der vielen Spaziergänger mit Hunden eine zweite Herdenkontrolle am Nachmittag fast unumgänglich. Hier wurde für heuer Unterstützung durch den Jagdpächter, der regelmäßig im Revier ist zugesagt. Die beweidete Fläche beträgt ca. 7,5 Hektar. Das sind etwa zwei Hektar mehr als im vergangenen Jahr. Im Winter wurden im Auftrag des Naturpark Augsburg westliche Wälder (gefördert durch das bayerische Landschaftspflegeprogramm) vom Maschinenring Augsburg zirka zwei Hektar bereits stark verbuschte Flächen gerodet. Diese werden nun in die Beweidung aufgenommen, da sie sonst wieder zuwachsen.Die Tiere weiden auf den aus landwirtschaftlicher Sicht kargen Flächen in Koppeln. Als Zaun wird ein speziell für Schafe entwickelter Elektrozaun (Knotengitterelektrozaun) verwendet. Die Herde bleibt etwa eine Woche in der Koppel, dann wird der Zaun umgesteckt. Die Schafe verhindern das Aufkommen von Gehölzen, da sie die Triebe junger Bäume und Büsche verbeißen. So erhalten sie zum einen den für die vielen wärme und lichtbedürftigen Arten wich≠tigen offenen Charakter der Heide. Davon pro≠fitieren wiederum andere Tiere, wie etwa die sonnenhungrige Eidechse, die auf offene Flächen ange≠wiesen ist . Damit die Beweidung der Heideflächen langfristig gesichert werden kann, bitten die Beteiligten besonders die Spaziergänger um Mithilfe. Wichtig ist, dass Hunde in der Nähe der Herde unbedingt an die Leine genommen werden. Die Nähe der Schafherde ist an speziellen Hin≠weistafeln zu erkennen.Wenn Hunde ihrem natürlichen Jagdinstinkt folgend in die Herde laufen, kann das für den Schäfer zusätzlichen Aufwand und empfindliche Verluste bedeuten. Im günstigen Fall wird hierbei „nur“ die Herde zur Flucht veranlasst, trampelt den Zaun nieder und muss vom Schäfer gesucht und wieder zurückgetrieben werden. In der Panik können trächtige Schafe ihre Lämmer verlieren. Hunde, die in die Herde gelangen und Tiere reißen, richten erhebliche wirtschaftliche Schäden an.Die Schafe sind zwar Haustiere, haben sich aber soviel Instinkt bewahrt, dass sie Fremden gegenüber zunächst misstrauisch sind und die Flucht ergreifen. Spaziergänger sollten deshalb ausreichend Abstand von der Herde halten. Sehr dankbar ist Herr Frank, wenn Sie ihn bei besonderen Vorkommnissen, z.B. Schäden am Zaun, informieren (Tel.: 08238/2112 oder 0160/92537355).Im Rahmen der Bayern Tour Natur besteht Gelegenheit, sich vor Ort über die Landschaftspflege und die Schafbeweidung zu informieren. Der Naturpark Augsburg Westliche Wälder veranstaltet am Mittwoch den 05. Juli 2006 einen „Naturaktionstag auf dem Truppenübungsplatz“. Das Angebot richtet sich vor allem an örtliche Schulen und Gruppen, es können aber auch Einzelpersonen teilnehmen. Nähere Informationen beim Naturpark Augsburg Westliche Wälder, Herr Werner Platteder, 0821/3102278