Schon seit Jahren erfreut sich der Bücherschrank am Brunnenplatz in Leitershofen einer gewissen Beliebtheit. Einige Bürger stellen der Öffentlichkeit immer wieder gerne tolle Bücher zur Verfügung um im eigenen Regal Platz zu schaffen. Auch aus Büchereien erhalten wir viel Schönes und bemühen uns um die Pflege dieser gemeinnützigen Einrichtung. An dieser Stelle sei ein Dank an die Spender ausgesprochen, ohne die der Schrank wohl bald nur Müll enthalten würde.
Pflege bedeutet hier für uns nämlich leider auch immer wieder das Entsorgen von schadhaften (schimmelnden ) Büchern und von Literatur, die uns die Lesefreude nimmt. Ich habe heute 3 Exemplare mit nach Hause genommen, um deren Herkunft und Geschichte einmal nachzuspüren.
La Cuisine Vegetarienne von Anne Noel hat vielleicht in den 80er Jahren den Weg nach Leitershofen gefunden. Es handelt sich um ein Taschenbüchlein aus dem Elsaß und hat einmal immerhin 33 Franc gekostet. Gehörte es damals einem französischen Au pair, das der fleischlosen Küche zugeneigt war? Hat man ihr stattdessen Gschwollene und Maultäsche vorgesetzt?
Der PyramidenMann und das Abenteuer des BewußtSeins von D. Harald Alke ist nur ein Esoterik Werk aus einer ganzen Reihe des selben Verlags. Der Klappentext verspricht die Veränderung meines Bewusstseins bei eingehender Lektüre. Das macht mir ein bisschen Angst. Soll ich es wirklich aufschlagen? Ich traue mich dann doch und lese auf S. 136 von Kontakten mit humanoiden Intelligenzen am 17.3.88. Das ist ja lange her, denke ich mir. Was ist mit dem Besitzer der ganzen Reihe aus dem Kyborg Verlag wohl geschehen? Konnte er sich Außerirdischen anschließen? Sind diese Bücher deshalb in unserem Schrank?
Große Freude bereitet mir zuletzt die Kleine Bettlektüre für den geistvollen Wassermann.
Leider, leider hat dem Beschenkten um 1986 der Schenker keine Widmung hinterlassen. Ich selbst bin Jungfrau und kein Wassermann, der laut Buchtext auf Seite 7 zwar „im Allgemeinen freundlich und ruhig ist“, es aber dennoch genießt, „die öffentliche Meinung herauszufordern“. Was tut er wohl in diesem Moment, der zwischen dem 21. Januar und 19. Februar Geborene? Hat er sich über die Grenzen des Sternzeichens hinaus entwickelt und das Werk daher einem anderen gegönnt?
All diese Fragen wird mir keiner beantworten. Meine Vermutung, dass offene Bücherschränke aber in vielen Städten einerseits als Papiertonne genutzt und andererseits geplündert werden, weil sich mit guten Büchern doch etwas Geld machen lässt, betätigt meine Suche im Netz. Das stimmt mich zwar etwas traurig, zeigt mir aber doch auch,
dass wir nicht allein sind und durchhalten sollten mit der Pflege unseres offenen Bücherschranks. Immerhin ist mir auch ein schöner Mankell begegnet. Kann man immer wieder lesen, finde ich!
Uli Bausch