Ausdauer ja, Kraft nein: Diedorfer Herztage

Jede Menge körperliche Testungen standen auf dem Programm der Diedorfer Herztage, die im Rahmen der Deutschen Herzwoche Anfang November im Pfarrsaal am Marienplatz stattfanden. Auch an Informationen mangelte es nicht – über Themen wie lebensrettendes Wissen, Herzinfarktrisiken, richtige Ernährung und Sport referierten Richard Harslem, praktischer Arzt und aktiver Notarzt, Gabriele Harslem, Gesundheitspädagogin und PTA, Hans Trautner, Internist und Kardiologe und Carolina Trautner, Apothekerin.


Was machen Blutdruck, Körpergröße, Körpergewicht, Blutfettwerte, Blutzucker, familiäre Vorbelastung, Nikotin und Medikamenteneinnahme zusammengenommen? Sie beeinflussen das Herzinfarkt-Risiko, das sich die Besucher mittels des Computerprogramms „Procam“ bei Caroline Trautner berechnen lassen konnten. Im Gesundheitspass vermerkte sie die Werte, welche die beiden Arzthelferinnen Andrea Bänsch und Hilde Böhm bei ihren Gratis-Messungen ermittelten. Sind Gene, Geschlecht und Alter gegebene Faktoren, lassen sich Ernährung und Bewegung durchaus positiv beeinflussen. „Die körperliche Aktivität ist neben der medikamentösen Einstellung oder anderen Therapieformen das A und O, sie führt zu einer wesentlichen Besserung der Herz-Kreislauf-Situation“, so Hans Trautner in seinem Vortrag „Lebensfreude auch nach dem Herzinfarkt oder Schlaganfall“.Denn Sport in geeigneter Form verbessert die Durchblutung und hilft, überflüssige Pfunde loszuwerden, die bei vielen Infarktpatienten ein Problem sind. Vor Beginn eines Fitnessprogramms sollte aber immer ein Arzt befragt werden. Bei schwerwiegenden Erkrankungen empfiehlt sich eine Herzsportgruppe, in der unter den achtsamen Augen von Medizinern trainiert wird. Sportarten, die sich für die nicht so schweren Fälle anbieten, sind Jogging, Radfahren, Wandern bzw. Bergwandern, Walking bzw. Nordic-Walking, Skilanglauf und Schwimmen. „Wichtig dabei ist die Regelmäßigkeit, ein gutes Maß ist drei bis vier Mal pro Woche eine halbe Stunde oder mehr. Aber lieber öfters und nicht bis zum Letzten belasten. Wenn man nicht mehr richtig reden kann, ist man bereits über seine Grenzen gegangen“, warnt der Kardiologe.Beim Trainingsprogramm ist es sinnvoll, sich nach dem Aufwärmen im idealen Bereich der Herzfrequenz zu bewegen. „Der obere Wert von 220 minus Lebensalter mal 0,75 sollte nicht überschritten, der untere Wert von 220 minus Lebensalter mal 0,5 nicht unterschritten werden. Für einen 60-Jährigen würde das bedeuten, dass sein Optimum zwischen 80 und 120 liegt, das heißt, sein Herz schlägt zwischen 80 und 120 Mal in der Minute“, erklärt Hans Trautner. Zur Kontrolle eignen sich Pulsuhren oder Brustgurte, aber nur, wenn man sich von ihnen nicht unter Druck setzen lässt. „Für ängstliche Patienten ist das nichts!“ Unbedingt eingehalten werden sollte auch eine aktive Erholungsphase mit reduziertem Tempo, das so genannte „Auslaufen“ vor der Ruhephase, auf gar keinen Fall dürfe die Belastung abrupt beendet werden. Wer unter normaler Belastung keine Beschwerden hat, für den sind sogar Flugreisen erlaubt und auch sexuelle Aktivitäten können ohne Bedenken durchgeführt werden. Vor zu großer Hitze wie etwa in der Sauna oder zu hoher Luftfeuchtigkeit warnt der Internist. Ungeeignet sind auch Sportarten mit hoher Kraftanstrengung, maximaler Belastung und nervlicher Anspannung, was bei Kraftsportarten, Geräteturnen, Squash, Tauchen, Leistungs- und Wettkampfsport, Schießen oder Fechten der Fall ist. Falscher Ehrgeiz zahlt sich nicht aus, „eine lockere Atmosphäre und Spaß an der Freude sind viel wichtiger“. Daniela Dusold