Vor 50 Jahren gab es im Zuge der Eingemeindungen gleich 185 „Umtaufungen“ von Straßen. Ärger gab es in Inningen
Viel Papier musste vor 50 Jahren neu bedruckt werden. Gleich 185 Straßen und Wege wurden nämlich als Folge der zum 1. Juli 1972 erfolgenden Eingemeindungen im jetzt vergrößerten Augsburg „umgetauft“. Im April 1973 beschloss der hohe Stadtrat die neuen Benennungen, was zu recht viel Änderungen bei den Briefpapierköpfen und Visitenkarten führte. Es ging darum, entstandene Doppelbenennungen aufzuheben, denn Ordnung muss schließlich sein! Es ist ja für jeden einsichtig, dass sich etwa der Herr Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe nicht in Göggingen und gleichzeitig auch im Stadtteil Spickel straßenmäßig zur Verfügung stellen kann.
Im Übrigen stimmt es überhaupt nicht, dass damals nur die „Eingemeindler“ angestammte Straßennamen aufgeben mussten. Im „alten“ Augsburg wurden nämlich immerhin 43 Umbenennungen zu Gunsten der „Neuen“ vorgenommen, was auch nicht immer auf große Freude stieß. Auch war es nicht so, dass die neuen Straßennamen nur von den Beamten in den Bürostuben ausgeheckt wurden und der Stadtrat alles nur beifällig abnickte. Im Gegenteil: Manche Korrektur ist noch vom Stadtparlament vorgenommen worden. Aber jedem konnte man es trotzdem nicht recht machen. Die große „Umtaufaktion“ des Frühjahrs 1973 bot aber auch eine Chance, ortshistorische Gegebenheiten gleichsam in die Gegenwart zu transportieren. So etwa in Göggingen, wo die zwei verdienten Bürgermeister Otto Aurnhammer und August Ulrich zu Ehren kamen.
Der Trick mit der Mühlstraße
Und dass aus der anonymen Parkstraße die Anton-Bezler-Straße wurde, ist beifällig aufgenommen worden. Schließlich darf ein Gögginger, der Deutscher Turnmeister wurde, nicht vergessen werden. Geschichtsbewusst war man auch in Inningen. Die Bergstraße nennt sich jetzt Am Römerstein und die Mühlangerstraße hört auf den Kaiser Tiberius. Jetzt fehlt nur noch, dass man in Inningen ein Römerkastell ausgräbt. Und auch ein kleiner Trick ist zu vermelden: Weil die Gögginger partout nicht auf ihre Mühlstraße verzichten wollten, durften sich die südlichen Nachbarn die Bezeichnung Zur Inninger Mühle aussuchen. Ein wenig Ärger gab es allerdings auch.
Die Straße zur und in der Fuchssiedlung sollte auf den Namen des ehrenwerten Berliner Initiator der deutschen Kleingartenbewegung, Moritz Schreber, hören, was aber zur schmucken Siedlung nicht recht passte. Die Bezeichnung In der Fuchssiedlung fand dann allgemein Lob. Auch in Bergheim ist die örtliche Historie hochgehalten worden. Dass dabei die Fuggerstraße verlustig ging, ist schon ein wenig verständlich. Schließlich konnte man den Augsburgern nicht einfach ihre Prachtstraße nehmen. Im Übrigen ist die Ersatz-Straßenbenennung „Zum Fuggerschloss“ 1. Sahne geworden. Insgesamt fällt noch etwas auf: Es ist die Naturverbundenheit, die „unterm Strich“ bei den Umbenennungen des Jahres 1973 zum Ausdruck kommt. Blumen, Pflanzen, Bäume und andere Gewächse prägen die Palette der neuen Straßennamen. Es mag sein, dass hierdurch dokumentiert wird, dass die eingemeindeten Orte viel „Mitgift-Grün“ zu Augsburg brachten . . .