Fürs Altenheim noch viel zu jung: Martin Stegmann (104) lebt selbstbestimmt und selbständig zuhause
„Das war ein Schock für mich, als nach einem Krankenhausaufenthalt, wegen einer Operation am Unterarm, meine Angehörigen und das medizinische Personal darauf drängten, dass ich in ein Altenheim umziehen solle!“, erzählt Martin Stegmann, der vor wenigen Tagen seinen 104. Geburtstag feiern konnte und sich noch keineswegs so alt oder so gebrechlich fühlt, dass er nicht mehr allein in seiner Wohnung leben könnte.
„Natürlich brauchte er nach der Entlassung aus dem Krankenhaus gewisse Hilfen bei der Wundversorgung, bei Körperpflege und der Nahrungszubereitung“, erklärt Ramona Hank, Pflegedienstleiterin des Ambulanten Pflegedienstes Adiuvo, deren Pflegekräfte zweimal täglich zur Unterstützung der pflegenden und betreuenden Angehörigen kommen: „Wir haben damals im Krankenhaus allen Beteiligten, vor allem Herrn Stegmann selbst, versprochen, dass wir das schaffen! Das war im Februar 2013, er ist also schon über eineinhalb Jahre unser zufriedener Patient.“
Die Schwestern des Pflegedienstes, die ihn vor allem wegen seines unverwüstlichen Humors schätzen, sind aber nicht die einzigen, die ihn regelmäßig besuchen. Bekannte und Nachbarn aus dem Mehrfamilienhaus und Verwandte, vor allem seine Nichte kaufen für ihn ein, kochen für ihn und spielen mit ihm „Mensch ärger dich nicht“. Besonders schätzt er an seiner Wohnung die schöne Aussicht, vor allem auf die Sonnenuntergänge: „Es ist fantastisch, wie die Sonne genau durchs Turmfenster der Erlöserkirche scheint“, sagt er und nimmt dabei hin, dass er nicht mehr so gut sieht. Aber der neue Fernseher sei groß genug und ansonsten bekomme er viel vorgelesen, sagt er, zeigt auf sein Telefon mit den großen Tasten, sein übergroßes Mensch-ärger-dich-nicht-Spiel: „Ich komme ganz gut klar, nur Fahrrad fahren geht nicht mehr.“ Das habe er nach dem Tod seiner Frau seiner Frau angefangen, da sei er noch jünger gewesen, nämlich 80, und er erinnere sich gern an viele Touren von 70 bis 80 Kilometer Länge, zum Beispiel ins Altmühltal. Aber mit 99 habe er dann damit aufgehört.
Seit 1928 lebt der gelernte Schreiner in Göggingen, verheiratet war er 51 Jahre; „Meine Frau Maria hat ledig Moser geheißen, ich denke mir, dass die bestimmt noch viele hier in in Göggingen kennen!“
Alles in allem ist Martin Stegmann mit seiner Situation und seinem Leben zufrieden, genießt täglich seinen Schoppen Rotwein, lässt sich Zeitungen vorlesen, sieht fern, hört Radio, interessiert sich für das Tagesgeschehen und es hätte ihn gefreut, wenn ihn zu seinem 104. Geburtstag der Oberbürgermeister besucht hätte … Text/Bilder: Gunnar Olms