Du kannst mehr als du denkst – wir werden es dir beweisen! Jungenwohngruppe aus Innigen überquert in vier Tagen die Alpen

Du kannst mehr als du denkst – wir werden es dir beweisen! Jungenwohngruppe aus Innigen überquert in vier Tagen die Alpen


Augsburg (pm: Daniela Lutz). „Wenn ich an unsere Tour zurückdenke, kommt mir zuerst die Ankunft auf dem letzten Gipfel in den Kopf. Von da an ging es nur noch bergab und ich wusste: jetzt haben wir es geschafft. Das Gefühl war einfach geil!“ Knapp 4000 Höhenmeter und 270 km liegen hinter Sebastian, seinen jugendlichen Mitbewohnern und ihren Begleitern. In vier Tagen sind sie von Nauders in Österreich mit Mountainbikes an den Gardasee gefahren, der Jüngste erst 14 Jahre alt. Alle Jugendlichen haben den Alpencross geschafft. Das ist eine tolle Leistung und sie sind mit Recht stolz darauf. „Du kannst mehr als du denkst – wir werden es dir beweisen!“ lautet das Motto der Jungenwohngruppe aus Inningen, in der Jugendliche ab zwölf Jahren aufgenommen werden, die ihre sozialen Bezüge verloren haben, zum Beispiel, weil sie Gewalt erlebt haben. Ihre Pädagogen von der St. Gregor-Jugendhilfe wollen unter anderem erreichen, dass sich die Jungen wieder selbst mögen können. Daher bieten sie ihnen Chancen, ein gesundes Selbstbewusstsein und den Glauben an die eigenen Fähigkeiten aufzubauen. Aktionen wie der Alpencross sind dabei Highlights, die nur durch Sponsoren zu realisieren sind, wie die Firma Bionicon, die die Räder kostenlos zur Verfügung gestellt hat, das Unternehmen Alpenevent, das die Aktion für einen Spezialpreis organisiert und realisiert hat und vor allem Deuter Sport, die die Gruppe seit Jahren unterstützt und für alle Kosten des Alpencross aufgekommen ist, einschließlich Training und Ausrüstung. Trotz Vorbereitung war es nicht für alle leicht, ihren Rhythmus zu finden, vor allem bei den schwierigen und langen Anstiegen. Gleich die erste Etappe ging über 1400 Höhenmeter, der Tag endete mit einem Aufstieg von 500 Höhenmetern. Da kamen selbst dem Diplom-Pädagogen Michael Lutz kurz Zweifel, ob er „seinen“ Jungs nicht zu viel zugemutet hatte. Aber Guide Dominik Scherer von „Alpenevent.de“ lies nie Zweifel daran aufkommen lassen, dass es alle schaffen und brachte die Gruppe mit seiner ruhigen Art dem Ziel Stück für Stück näher. Und mit der Zeit lernten alle, ihre Kräfte einzuteilen. Je näher das Ziel rückte, desto stärker wurde auch der Zusammenhalt in der Gruppe. Michael Lutz: „Zum Schluss haben sich die Jungs wie selbstverständlich gegenseitig angefeuert und am Gipfel beglückwünscht. – das war toll zu sehen. Und auch die individuelle Leistung war beeindruckend: um bei Steigungen von bis zu 25% auf Schotter im Sattel zu bleiben, braucht man viel Kraft, Geschick und letztlich ein inneres Gleichgewicht, das man erst einmal finden muss“. Am Ende der Tour war auch das pädagogische Ziel erreicht: die Jungs haben gemerkt, dass sie mit Ausdauer über sich hinauswachsen können. So Florian: „Für mich war der letzte Tag am besten, weil das Bergauf-Fahren da am besten geklappt hat. Das war am Anfang noch schwierig, weil mir die Oberschenkel so wehgetan haben. Aber am letzten Tag habe ich den kompletten Berg geschafft, ohne Pause zu machen.“ Nun gilt es für die Jungs, gemeinsam mit den Pädagogen, diese Erfahrungen in den Alltag zu übertragen – wieder ein langer Weg.