Kabarett traf Cabaret: Die „Neurosen“ vereinten schwarzen Humor und anspruchsvolle Sinnlichkeit

Kabarett traf Cabaret: Die „Neuros’n“ vereinten schwarzen Humor und anspruchsvolle Sinnlichkeit


„Schauuu mich bitte nicht so aaan…“ – so schwebte es samten durch den Bürgersaal, während die beiden Damen mit Glitzerbluse und Blumen im Haar die Bühne betraten. Die selbsternannten Retterinnen der „Psychohygiene“ begeisterten in bester Tradition von Max Raabe, Marlene Dietrich und Zarah Leander das Publikum. Und das mit nicht gerade wenig Humor: Da kam es schon mal vor, dass die Tatort-Melodie auf einer Kinderklarinette getrötet wurde oder unter den Damen ungewohnt zärtliche Komplimente ausgetauscht wurden („Über dieses Kleid hat sich doch schon Napoleon gewundert, oder?“) Das Flair der 20er Jahre vereinte sich anarchistisch mit bayerischen Jodelkünsten, andere Melodien wurden nicht gesungen, sondern mit Zahnputzwasser gegurgelt. Doch trotz allen Klamauks fand auch sehr viel Feinfühliges und Nachdenkliches Eingang in das bunte Bild des Neuros’n-Daseins: „Illusionen sollte man klonen. Die Realität kommt ohnehin zu spät..:“ Bei manchen Stücken waren Ansätze des Filmkomponisten Ennio Morricone zu hören, andere Beiträge beschäftigten sich mit den seltsamen Spielarten der Liebe, wobei es hier auch bitterböse werden konnte. So erzählte eine der Geschichten von einer Dame, die auf dem Jahrmarkt als „zersägte Jungfrau“ ihr Brot verdient. Irgendwann emanzipiert sie sich und legt sich in der Kiste buchstäblich „quer“ – mit all den zweigeteilten Folgen! Rabenschwarz? Genial? Auf alle Fälle verdammt gut!

 Text: Thomas Hack / Bild: Daniela Ziegler