Vom Sonnengenuss bis zum Wolkenerguss: Meteorologie-Student betreibt in Deuringen eine private Wetterstation. Seine Beobachtungen behält er nicht für sich alleine …
Der 20. August war heuer ein ungewöhnlich heißer Tag. Stadtbergen glühte. 33 Grad im Schatten hat Benjamin Schaaf an seinem Wohnort Deuringen gemessen – sein persönlicher Hitzerekord des Jahres 2012. Etwa 50 Grad weniger zeigte sein Thermometer hingegen am 6. Februar mit einem Jahrestiefstwert von minus 18,3 Grad an. Stadtbergen bibberte.
Warum kann sich der Deuringer so exakt an diese „Klimakapriolen“ erinnern? Ganz einfach: Er ist Meteorologie-Student und betreibt seit etwa vier Jahren eine private Funkwetterstation, deren vier Außensensoren in kurzen Abständen über den Tag hinweg nicht nur die Temperatur, sondern auch die Luftfeuchtigkeit, den Luftdruck, die Windstärke, die Windrichtung, den Niederschlag und den UV-Index messen und an eine Basisstation im Haus übertragen. Eine Art Minicomputer sendet die Messwerte samt Grafiken dann automatisch an die von Benjamin Schaaf betriebene Website (www.wetter-deuringen.de), die brandaktuell die derzeitige Wetterlage vor Ort anzeigt, und an mehrere frei zugängliche Online-Wetternetzwerke, wo zusätzlich eine Auswertung der Daten aller angeschlossenen Wetterstationen vorgenommen wird. Bleibt es beim Stadtberger Stadtfest trocken? Kann man beim Public Viewing in Leitershofen den Regenschirm zuhause lassen? Wird die Grillparty in Nachbars Garten ein Sonnengenuss ohne Wolkenerguss? Diese Internet-Portale geben Ausblicke – mit mehr oder weniger guter Trefferquote…
Einmal im Monat erstellt Schaaf eine Übersicht seiner Wetterbeobachtungen. Von persönlichen Vorhersagen hat er bislang die Finger gelassen. Dafür, so sagt er, seien seine Messungen allein nicht ausreichend. Doch wenn Bekannte oder Verwandte ihn um eine Auskunft bitten, was immer wieder geschieht, geht er der Sache gerne auf den Grund. „Solche Fragen kommen halt, wenn man Meteorologie studiert.“
Blitz und Donner, Sonne und Regen – so viel steht fest – beschäftigen den Menschen seit jeher. Und wem kein spannenderer Gesprächsstoff einfällt, der redet beziehungsweise meckert eben über das Wetter. Bei Schaaf geht das Interesse jedoch tiefer. „Schon als Kind habe ich ein Thermometer besessen. Meine Lieblingsfächer in der Schule waren Mathe und Physik. Da das Studium der Meteorologie sehr stark auf diese Kenntnisse aufbaut, habe ich mich dafür entschieden“, erzählt der 26-Jährige, der kurz vor seinem Abschluss steht.
Der Hitzewelle trauert der Student im Übrigen nicht hinterher. „Mir reicht’s. Ich brauche keine 30 Grad oder mehr“, sagt er und ist selber ganz gespannt, wie Herbst und Winter werden. Konkrete Aussagen dazu, meint er, könne man kaum treffen. Das Wetter lasse sich nur über sieben Tage hinweg gut vorhersagen. Lassen wir uns also überraschen…
(Text/Bilder: Daniela Ziegler)