Linie 5 – Ist der Zug schon abgefahren?
Linie 5 – Ist der Zug schon abgefahren?
Für die Mobilitätsdrehscheibe sind längst alle zeitlichen Puffer ausgereizt Die BÜRGERAKTION PFERSEE hat bereits 2011 eine Informationsveranstaltung zur Trassenführung der Linie 5 durchgesetzt. Am 4. Mai 2011 war das Restaurant „Fischerstuben“ bis auf den letzten Platz besetzt. OB, Baureferent und Vertreter sämtlicher Fraktionen waren zugegen und vom Andrang sichtlich beeindruckt. Und so gingen ihnen Zusagen leicht über dieLippen: Ersatz der misslungenen Planung der Verkehrsbetriebe westlich des Bahnhofs und Gestaltungswettbewerb rund um den Seb.-Buchegger-Platz im Jahr 2012, samt Bürgerbeteiligung zu städtebaulichen Erfordernissen im Rosenau- und Thelottviertel für den neuen Bahnhofszugang. Aktuell ist von alledem keine Rede mehr.
Presseberichten war allerdings zu entnehmen, dass die Planunterlagen zu einer Tramwendeschleife unter dem Bahnhof zeitnah bei der zuständigen Behörde eingereicht werden sollen und, dass der Stadtrat noch dieses Jahr über den endgültigen Trassenverlauf der Linie 5 entscheiden will. Warum diese Entscheidungen nun offenbar klammheimlich und losgelöst von jedem städtebaulichen Zusammenhang getroffen werden sollen, ist nicht nachvollziehbar. Zumal das Projekt der Mobilitätsdrehscheibe im Augsburger Westen bisher auf breite Zustimmung trifft.
„Verwaltung und Politik haben bereits viel zu viel Zeit fahrlässig verstreichen lassen“, mahnt die BÜRGERAKTION PFERSEE eine unverzügliche Einlösung der zugesagten Planungsschritte an. „Wir haben den Eindruck, dass das Projekt Linie 5 komplett unterschätzt wird. Allein mit den 5 betroffenen Brückenbauten (Holzbach, Wertach/Lokalbahn/Hessenbach und -straße, B 17, Grünbrücke zur Reesekaserne und Tramunterfahrung zum P+R-Platz) im Zuge der Bgm.-Ackermann-Straße ist die Linie 5 technisch deutlich anspruchsvoller als die Linie 6.“
Wir haben uns erneut mit einem Brandbrief an OB und Stadtrat gewandt, unter dem Eindruck, dass der Zeitplan zur Fertigstellung der Mobilitätsdrehscheibe keinen Spielraum z.B. für Verfahrensverzögerungen aufweist.
– Eine fahrlässig herbeigeführte Situation, da bisher weder aussagekräftige Trassenvarianten noch Wirtschaftlichkeitsberechnungen dazu vorliegen.
P.S. Falls Sie unser Szenario (links auf dieser Seite) für satirisch überspitzt halten, setzen Sie einfach die Projektvorlaufzeiten für die Linien 3 und 6 oder die Bauzeiten der Lechbrücken/Luitpoldbrücke an passender Stelle ein.
Projektfortschritt Linie 5
Szenario nach aktuellem Kenntnisstand
2013 Mai – Da 2012 keine Haushaltsmittel bereit gestellt wurden, kann die erforderliche „Bürgerwerkstatt Rosenau- und Thelottviertel“ erst nach Genehmigung des Haushalts 2013 starten.
Dezember – In der letzten Stadtratssitzung 2013 wird die Auslobung eines Ideenwettbewerbs zum Umfeld des künftigen Bahnhof-Westzugangs beschlossen. Der zeitliche Verzug wird für ohnehin unvermeidlich erklärt, da wegen der anstehenden Kommunalwahl eine Entscheidung dem nächsten Kommunalparlament überlassen werden soll.
2014 Juli – In der letzten Stadtratssitzung vor der Sommerpause ringt sich der Stadtrat zu der Empfehlung durch, auf der Grundlage des prämierten Wettbewerbbeitrages die Unterlagen für das anstehende Planfeststellungsverfahren vorzubereiten.
2015 März – Die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren zur Linie 5 werden eingereicht.
2016 März – Der Anhörungstermin für das Planfeststellungsverfahren zur Linie 5 wird anberaumt. Weil eine höhenfreie Kreuzung der B-17-Auffahrtsrampen mit der Tram bisher nicht dargestellt werden konnte, wird die Problematik ersatzweise in ein separates Bebauungsplanverfahren ausgegliedert.
Juli – Der Planfeststellungsbeschluss zur Linie 5 wird veröffentlicht. Der Baubeginn wird für April 2017 – gleich nach der Winterpause – terminiert. Pünktlich zur Eröffnung der Haltestelle unter dem Bahnhof wird für die Linie 3 für zwei weitere Jahre Busersatzverkehr angekündigt.
2017 April – um Zeit aufzuholen, wird die Linie 5 von beiden Trassenenden gleichzeitig in Angriff genommen. Um den Anschluss an die Wendeschleife erstellen zu können wird, pünktlich zur Eröffnung der Haltestelle unter dem Bahnhof, auch für die Linie 2 Busersatzverkehr aufgenommen.
Mai – Die oberste Baubehörde macht die Bezuschussung der neu zu errichtenden Wertachbrücke Bgm.-Ackermann-Straße von einem vorherigen Gestaltungswettbewerb abhängig.
Juli – um Zeit zu sparen, beschließt der Stadtrat den ebenfalls über einen Wettbewerb gekürten Entwurf der Luitpoldbrücke einfach ein 2. Mal zu bauen. Eine Bezuschussung wird vom Ministerium kurz darauf abgelehnt – mit dem Verweis, dass für die Luitpoldbrücke noch immer keine Barrierefreiheit attestiert werden konnte.
September – Unter Verzicht auf einen Großteil der Fördermittel beschließt der Stadtrat den Neubau einer einfachen und separaten Stahl-Straßenbahnbrücke nach einem Entwurf des städtischen Tiefbauamtes, der ursprünglich nur als Ersatz für die Goggelesbrücke gedacht war.
November – Der Ausbau am westlichen Streckenast stockt, da von Stadtbergen ein benötigter Grundstücksstreifen noch nicht freigegeben wurde und der Landkreis dafür die Freistellung von Betriebskostenzuschüssen für die Tramlinien 3 und 5 verlangt.
2018 März – Ein Frühjahrshochwasser verhindert nicht nur den Aufbau einer Behelfsbrücke über die Wertach, sondern nimmt die soeben begonnene Uferbefestigung zum 4. Bauabschnitt Wertach Vital samt Ackermannwehr mit und reißt über Nacht die Notstütze unter der Wertachbrücke weg. Die Bgm.-Ackermann-Straße muss bis Ende 2019 komplett gesperrt werden.
Mai – Der OB räumt ein, dass die Fertigstellung der Linie 5 nicht mehr zeitgerecht erfolgen kann. Um wenigstens einen Teil der Fördermittel für die Mobilitätsdrehscheibe zu retten, wird eilends die Kleingartenanlage Lotzbeckwiese aufgelöst und als Endhalt zum P+R-Platz West (neu) erklärt.