Stadtberger Geschichte – durchs „Bierglas“ betrachtet von Alfred Hausmann: Teil 6: Die Brauerdynastie Maier: Erfolge und Unglück
Das Lob des Gögginger Landgerichtsarztes für das gute Stadtberger Bier durfte sich der Bräu Jacob Maier an seine Fahne heften. 1837 hatte sein Vater Matthias Maier, Melcherbauer von Stadtbergen (nach heutiger Adresse Ringstraße 10), die Braustätte im Tausch gegen seinen Besitz und einen Aufschlag von 900 fl gekauft und seinem Sohn bei der Heirat mit Maria Walburga Atterer übereignet. Bis 1869 führte er den Betrieb und betätigte sich darüber hinaus als Bezirksrat, was heute einem Kreisrat entspräche. Von Schicksalsschlägen blieb er nicht verschont. Von einem berichtet das Augsburger Tagblatt. Im September 1866 zündete ein Knecht ein Strohlager im Stall an, worauf der Stall und ein Stadel völlig niederbrannten. Durch einen starken Sturm wurde das Feuer weiter getragen, so dass 9 Ökonomien und 6 Wohngebäude zerstört wurden. Fünf Jahre später wurde die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Im Januar 1866 stand der Brandstifter Joseph Kranzfelder, Taglöhner aus Stadtbergen, in Augsburg vor dem Schwurgericht. Er gestand, den Brand fahrlässig verursacht zu haben, wurde aber wegen vorsätzlicher Brandstiftung zu einer achtjährigen Zuchthausstrafe verurteilt. Weitere Brände gab es auf dem Bräuhausgelände 1887 (Stadel und Stall und Stadel des Nachbarn Birzle) und 1891 (ebenfalls Brandstiftung).
Joseph Maier, der Sohn des Bräus, übernahm 1869 Ökonomie und Brauerei. Es war die klassische Dreiteilung der ländlichen Brauerei: Braustätte, Landwirtschaft und Gaststätte. Die 36 Jahre der Betriebsführung von Maier jun. waren sehr erfolgreich, was aus mehreren Vergrößerungen und Neubauten ersichtlich ist.
Ein Eiskeller für das Sommerbier
1884 ließ der Stadtberger Bräu einen Eiskeller für seine Brauerei bauen. Dieser ist erhalten, aber nicht zugänglich und nicht sichtbar. Er liegt am westlichen Rand des Bräuhausgeländes nahe der Zufahrt zum Friedhof. Sein T-förmiger Grundriss misst 14,2 m in der Länge und 6,6 m bzw. 5,5 m in der Breite. Der Boden liegt etwa 8 m unter der Erde. Der Zugang wurde irgendwann zugeschüttet. Das Grundstück wurde kürzlich mit einem Wohngebäude bebaut, und der Keller im Frühjahr 2012 mit Beton verfüllt. Er ist somit jetzt für immer zerstört.
In solchen Kellern wurde damals das Sommerbier gelagert. Im Frühjahr eingebraut (deshalb auch die Bezeichnung Märzenbier) musste es den ganzen Sommer über reichen, denn gebraut durfte erst wieder im Herbst werden. Jahrhundertelang war die Brausaison durch Gesetz auf die Zeit von Michaeli (29. September) bis Georgi (23. April) beschränkt. So stand es schon 1516 im bayerischen Reinheitsgebot. Natürlich musste das Bier den Sommer über auch seine Qualität bewahren. Dafür war eine Temperatur von maximal 6 ° gut, ab 13 ° verdarb das Bier. Um diese Kälte zu erhalten, wurde im Winter Eis in die Keller eingelagert und meist mit Stroh abgedeckt, so dass es den Sommer über nur langsam abschmolz. Das Schmelzwasser sammelte sich in einem Fass, das im Boden eingelassen war. Die Vertiefung für das Fass und seine Reifen sind im Bräuhauskeller noch zu finden. Die Fassdauben sind spurlos verrottet. Gut erhalten sind die sechs Luftschächte des Kellers. Sie sorgten für ständige Zirkulation. Die Luft strömte durch die Schächte ein, kühlte sich am Eis ab, strich über die Fässer und schuf so beständig die richtige Temperatur. Doch seit kurzem ist der Bräuhauskeller nur noch ein gigantischer Betonklotz.
Das Eis wurde aus Flüssen und Weihern geholt. Für Stadtbergen kamen dafür kleine Tümpel östlich des Ziegelstadels in Frage. Von manchen Brauereien wurden auch Eisgalgen errichtet. Über ein Holzgerüst ließ man durch einen Schlauch Wasser rieseln, das Eiszapfen bildete. Die schlug man ab und brachte sie in die Keller ein.In milden Wintern wurde von großen Münchner Brauereien sogar Eis mit der Eisenbahn aus Skandinavien importiert.In der nächsten Folge erzähle ich Ihnen …
… wie der Biergarten „Stadtberger Keller“ gebaut wurde, …
… warum früher nur im Winter gebraut werden konnte …
… und warum sich das untergärige Bier durchsetzte.