Mit der Tag- und Nachtgleiche am 20./21. März beginnt nach dem Kalender der FrühIing. In unserer Zeit mit Zentralheizungen und elektrisch beleuchteten Wohnungen, mit warmer Kleidung und geräumten Wegen ist es kaum vorstellbar, wie sehnsüchtig das Winterende von unseren Vorfahren erwartet wurde. Dunkelheit, Nebel und Kälte, Schnee und Eis erschwerten das alltägliche Leben und machten den Winter zum „bösen Mann“, den man am liebsten vertreiben wollte.
„Nun treiben wir
den Winter aus,
von unserer Stadt
zum Tor hinaus.“
Gedichte, Lieder und manche Bräuche erinnern an den Abschied des Winters und die Begrüßung des Frühlings. Ein spektakuläres Schauspiel ist das Funkenfeuer am 1. Sonntag in der Fastenzeit, in diesem Jahr am 6. März. Der Brauch ist im Allgäu und in einigen Dörfern in Mittelschwaben z.B. in den Stauden noch weit verbreitet. Kunstvoll aufgeschichtete Holzstöße aus Altholz, vertrockneten Ästen und Zweigen von Christbäumen, werden bei Einbruch der Dunkelheit entzündet. In dem Iodernden Feuer geht eine mit Stroh ausgestopfte Kleiderpuppe, die Funkenhexe, unter dem Jauchzen der Zuschauer in Flammen auf. Das groteske Gebilde verkörpert das Bedrohliche und Dunkle, den Winter als ungemütliche Jahreszeit. Mit dem Feuer als Symbol der Sonne
und des kommenden Frühjahrs soll die Natur wieder zum Leben erweckt werde. Je höher das Funkenfeuer auflodert, desto fruchtbarer wird das Jahr.
Dieser Volksglaube verweist auf die Bedeutung von Wärme und Sonne für die bäuerliche Wirtschaftsweise, die im März mit der Erwärmung des Bodens auf den Feldern beginnt.
In manchen Gegenden waren auch Spielszenen üblich, die den Kampf zwischen Sommer und Winter darstellen. Auf historischen Bildern wird der Streit zwischen Winter (alter Mann) und Sommer (junge Frau) symbolisch wiedergegeben. Dabei treten der Winter als Gestalt in einer Strohhülle und der Sommer in Efeu gekleidet auf. Zu diesem Brauch gehören auch nahrhafte Gaumenfreuden wie Küchle oder Brezen und selbstverständlich auch wärmende Getränke.
„Winter ade, scheiden tut weh,
aber dein Scheiden macht,
dass mir das Herze Iachtl”
Die Ankunft des Frühlings erlebt man in der Natur anschaulich mit dem Aufblühen von Blumen und Sträuchern. Wer das erste Veilchen entdeckte,
wurde als Frühlingsheld gelobt. In manchen Gegenden durfte es nur von Mädchen gep?ückt werden. Als Verkünder der warmen Jahreszeit wurde vor allem
die erste Schwalbe begrüßt, doch das Sprichwort sagt: „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“. Es müssen noch warme Wochen ins Land gehen,
bis der Frühling seine Kraft voll entfaltet.
„Wenn im März die Winde wehn,
wird der Sommer warm und schön.“
Viele Wetterregeln und Sprüche sind das Ergebnis langjähriger Naturbeobachtungen und Erfahrungen unserer Vorfahren. Eine wichtige Rolle im Volksglauben spielte dabei auch der Josefstag am 19. März:
„Ist es an Jose klar, folgt ein schönes Jahr“.
Das wünschen wir allen Lesern in der Hoffnung, dass der Klimawandel die Abläufe in der Natur nicht vollständig, durcheinander bringt.