In diesem Jahr wurde der Tag unter dem Motto „Mal was anderes mit Anna Barbara“ ganz frei gestaltet, ganz im Sinne der Stifterin, die – so schreibt sie in ihrem Testament – dem Geist der Zeit keine Fesseln anlegen wollte.
Die beiden Lehrerinnen Uta Nicolai und Ulrike Riedel hatten die Idee für die Neugestaltung des Projekttags, bei dem Lehrkräfte, Mitarbeiter der Schule und Schülerinnen Workshops anbieten konnten. Das Ergebnis waren kreative Angebote von Poetryslam über Improvisationstheater bis Schmuck und Weihnachtsdekoration aus Papier. Ebenso gab es Angebote für Neugierige, etwa „Verblüffendes aus der Mathematik“, Angebote aus der Lebenspraxis wie etwa ein Erste-Hilfe-Kurs, Angebote rund um Musik wie ein Mundharmonika-Workshop oder ein Kurs zur Body-Percussion. Auch Kurse für Sportliche, für an Gerechtigkeit Interessierte oder für Umweltbewusste konnten die Schülerinnen belegen. Bemerkenswerte 40 Kilo Müll sammelte dabei eine Gruppe Schülerinnen, die rund um den Katzenstadel alles aufhob, was andere achtlos auf den Boden geworfen hatten.
Den vielen Kursleitern schien der ganz besondere Tag großen Spaß zu machen. Im Mundharmonika-Workshop lobte Julian Kimmig den Blues der Schülerinnen, im Schafkopfen-Kurs verriet Erich
Mayerhofer, wie wichtig schnelles Kopfrechnen ist und Matthias Rehse klopfte in seinem Trommelkurs so begeistert die Rhythmen vor, dass die Schülerinnen sehr schnell mittrommeln konnten. Ulrike Riedel hatte in ihrem „Nachhaltigkeit-to- go“-Kurs mit den Schülerinnen Meisenknödel selbst gemacht, eine Deocreme und eine gesunde Nuss-Nougat-Creme. „Statt Produkte mit Schadstoffen zu kaufen, lassen sich viele Dinge ganz einfach selbst machen, das wollte ich mit meinem Kurs zeigen“, so Riedel. Selbst die ehemalige Lehrerin Dr. Karin Perz ließ es sich nicht nehmen, einer Gruppe von Schülerinnen in der Innenstadt das Wirken von Elias-Holl zu vermitteln.
Auch Schulleiterin Barbara Kummer hatte einen Workshop angeboten. In ihrer Gruppe konnte man in historische Kostüme aus der Zeit von Anna Barbara schlüpfen und lernte etwas über das Leben der Stifterin und den Alltag des 18. Jahrhunderts in Augsburg. Die Schulleiterin war begeistert von dem thematischen Reichtum, den ihre Kolleginnen und Kollegen beim Projekttag präsentiert hatten. „Jeder konnte anbieten, was ihm liegt. Das Ergebnis, das mich wirklich überwältigt hat, zeigt den Freien Geist, das pädagogische Selbstverständnis, die Kreativität und das übergroße Engagement des Kollegiums. Ich bin sehr dankbar für mein Team!“
Den Höhepunkt und Abschluss des Tages bildeten dann die Präsentationen einiger Workshops im Barbarasaal. Auf der Bühne wurde zu tosendem Applaus getanzt, getrommelt, improvisiert und gemeinsam gesungen. Schlussendlich verließen alle die Schule mit einem Lächeln – und sicher nicht nur, weil das Wochenende vor der Tür stand.
Das Stetten-Institut besteht aus einem Gymnasium mit sprachlicher und naturwissenschaftlich-technologischer Ausrichtung und einer Realschule unter einem Dach (Realschulzweige: Wirtschaft, Französisch, Kunst und Soziales). Die Schulen sind staatlich anerkannt und befinden sich
in evangelisch-lutherischer Trägerschaft, verstehen sich aber ausdrücklich als offen für Schülerinnen aller Religionszugehörigkeiten. In Tradition ihrer Gründerin Anna Barbara von Stetten werden ausschließlich weibliche Schülerinnen aufgenommen. Heute besuchen rund 1.200 Mädchen und junge Frauen die beiden Schulen, die auf einem weitläufigen Grundstück in der Augsburger Innenstadt liegen. In verschiedenen Projekten können Mädchen an den beiden Schulen forschen, musizieren, debattieren oder Theater spielen.
pm Stetten-Institut Augsburg/ Fotos: Angelika Lonnemann, Stetten-Institut Augsburg