Zu Besuch bei alten Herrschaften: Eckehardt Knopke bringt Schwung ins Stadtbergener Schlössle

Zu Besuch bei alten Herrschaften: Eckehardt Knopke bringt Schwung ins Stadtbergener „Schlössle“


Er ist ein „Schwätzer“, ein „Rollmops“, ja sogar ein „Hundsbua“. Nicht gerade schmeichelhaft, was Rosina K., Bewohnerin des Stadtbergener Altenheims „Schlössle“, Eckehardt Knopke gelegentlich an den Kopf wirft. Der Schein trügt jedoch. Eigentlich sind die beiden ein Herz und eine Seele, seit der fröhliche Mann mit dem adretten Schnauzbart die ältere Dame regelmäßig aufheitert. Was sich liebt, das neckt sich eben.Knopke gehört zu denjenigen, die ehrenamtlich im Altenheim aushelfen und dabei eng mit dem Pflegepersonal zusammenarbeiten. An fünf Tagen in der Woche betreut er eine Gruppe von etwa 15 Personen für jeweils vier Stunden, manchmal auch länger. Während das Pflegepersonal in der Frühe die Bewohner wäscht und die Zimmer auf Vordermann bringt, kümmert sich der 60-Jährige um diejenigen, die bereits versorgt und nun fürs Frühstück bereit sind. Der eine möchte erst ein Marmeladenbrot und danach etwas Herzhaftes. Der andere wiederum kann manche Speisen nicht selbstständig zu sich nehmen. Deshalb muss das Essen gereicht werden, was bis zu einer dreiviertel Stunde dauern kann. Zwischendurch verlangt ein eben erst aus dem Augsburger Klinikum entlassener Bewohner nach Griesbrei. Der ehrenamtliche Helfer versucht, allen Wünschen rasch nachzukommen. Emsig rennt er zwischen den Tischen hin und her. Stress pur, der noch gesteigert wird, als es darum geht, die Heimbewohner zur Einnahme ihrer Medikamente anzuhalten. „Viele haben Probleme damit. Deshalb mache ich es ihnen vor“, erklärt Knopke, wirft den Kopf in den Nacken, schüttelt ihn und tut so, als habe er gerade eine Tablette mit viel Flüssigkeit hinuntergespült. Der Trick klappt auch diesmal und obendrein erscheint auf Rosina K.‘s Gesicht trotz der bitteren Pillen ein Lächeln. Raus aus der LethargieKein Zweifel: Der ehemalige Außendienstmitarbeiter, der sich im Bündnis für Augsburg engagiert, kommt mit seiner Frohnatur gut bei den Senioren an. Zudem ist er fast zu allen Schandtaten bereit. So hat er allen seinen Schützlingen einen Adelstitel verpasst, denn schließlich leben sie ja in einem „Schlößle“. Spaß muss eben sein. „Mir geht es darum, diese Menschen, die nur vor sich hinstarren oder schlafen würden, aus ihrer Lethargie herauszuholen“, erklärt der gebürtige Niedersachse, den es vor etwa 40 Jahren durch die Bundeswehr in die Augsburger Region verschlagen hat. Um dies zu demonstrieren, „schnappt“ er sich Anni K., eine weitere Heimbewohnerin, die schon den ganzen Morgen regungslos zum Fenster hinausschaut. „Beobachten Sie einfach nur, wie sich die Frau verändert, wenn ich sie in ihrem Rollstuhl durch den Park fahre“, sagt Knopke und schon geht es los. In der Tat blüht die zuvor stumme Seniorin bereits nach wenigen Metern auf. „Wunderbar, diese Blumen. Einfach wunderbar“, betont sie mehrfach und strahlt dabei übers ganze Gesicht. Dann entdeckt sie eine Angestellte des Altenheims, die für einen kurzen Moment am offenen Fenster verschnauft. „Sie sind aber eine schöne Frau“, meint Anni K. herzerfrischend. Die Angestellte freut sich sichtlich und auch Knopke muss lachen.Doch wo viel Licht, da auch viel Schatten. Der Alltag im Altenheim gestaltet sich natürlich nicht immer so schön. Da ist zum Beispiel eine Seniorin, die seit geraumer Zeit trotz intensivster Bemühungen das Essen verweigert und deshalb fast nur noch aus Haut und Knochen besteht. Darüber hinaus spricht sie immer häufiger vom Tod. Für den Helfer ist dies, wie er zugibt, manchmal schwer zu tragen. „Schlimm ist, dass man im Grunde nichts dagegen machen kann.“ Der Vormittag ist inzwischen weit fortgeschritten und Knopke deckt die Mittagstische ein. Nach dem Essen ist Aufräumen angesagt. Wenn alles gut geht, kann er sich gegen 12.45 Uhr auf den Nachhauseweg machen. Daheim, so sagt er, lässt er wie immer die vergangenen Stunden Revue passieren und hofft, alles richtig gemacht zu haben.  Daniela Ziegler