Kempten wird nicht nur als die Hauptstadt des Allgäus bezeichnet, sie war schon im Altertum die Hauptstadt der Römischen Republik Rätien. Erst später wurde diese nach Augusta vindelicorum, dem heutigen Augsburg verlegt. Augsburg wurde 15 v. Chr. gegründet und ist nach Trier die zweitälteste Stadt Deutschlands. Über die Gründung von Kempten gibt es keine genauen Daten, man nimmt aber an, dass sie etwa so alt ist wie Augsburg. Das Ziel der Wandergruppe des Seniorenbeirats Stadtbergen und des TSV Leitershofen waren am Samstag, 9. November die römischen Ausgrabungen in Kempten.
Dies ließ sich wunderbar verbinden mit einer Wanderung an der Iller entlang und auf der anderen Seite hinauf zum höhergelegenen archäologischen Park Cambodunum. Auf dem Weg ging es unter 3 Brücken hindurch, wovon eine, die König Ludwig Brücke, von besonderer Bedeutung ist. Errichtet wurde die dreifeldrige Holzbrücke in den Jahren 1847 bis 1851 von der Königlichen Bayerischen Staatseisenbahn nach der Bauweise des amerikanischen Ingenieurs William Howe. Da das Gewicht der Lokomotiven und Züge immer schwerer wurde, durfte auf der ursprünglich zweigleisigen Strecke bald nur noch 1 Zug die Brücke queren. Schließlich wurde die Brücke nach mehreren Umbauten nicht mehr für Züge benutzt und ist seit 1970 nur noch für Fußgänger und Radfahrer freigegeben. Diese Brücke ist die einzige und längste in Deutschland erhaltene Howe-Brücke und es wird vermutet, dass dieses Alleinstellungsmerkmal weltweit zutrifft.
Der Archäologische Park ist das Ausgrabungsgelände und Museum des römischen Ortes Cambodonum. Er gliedert sich in drei Bereiche: dem Forum mit Basilika, Prätorium, Mannschaftsunterkünften und Wirtschaftsgebäuden, dem Gallo-römischen Tempelbezirk und den kleinen Thermen, die später mit öffentlichen Latrinen ergänzt wurden. Die Wandergruppe war beeindruckt von der größten römischen Ausgrabungsstätte nördlich der Alpen.
Danach ging es wieder hinunter über die Iller zu einem weiteren Höhepunkt, der fürstäbtlichen Residenz und der Stiftskirche St. Lorenz. Nachdem die bestehende Anlage im 30jährigen Krieg (1618 – 1648) von den schwedischen Truppen niedergebrannt wurde, ist mit dem Bau der ersten monumentalen Barockklosteranlage Deutschlands bereits 1651 begonnen worden. Sie wurde einschließlich Stiftskirche bis 1673 fertiggestellt. Die Besuchergruppe hatte Gelegenheit im Rahmen einer Führung den Fürstensaal und einen Teil der Prunkräume zu besichtigen.
Nach all diesen vielen Sehenswürdigkeiten hatte man noch einen längeren Weg durch die Kemptener Altstadt zum Bahnhof. Es verblieb aber noch genügend Zeit zu einer Stärkung in einem Café.
Nach dem letzten Seniorenspaziergang im Jahr, diesmal am Donnerstag, 21. November, schließt sich der Jahresrückblick mit Lichtbildern in der AWO, Stadtbergen bei Kaffee und Kuchen an. Der Spaziergang wird deshalb in der Nähe durchgeführt und er ging diesmal um und in den Fryar Circle. Diese Ansiedlung südlich von Stadtbergen wurde zur Zeit der Besatzung von den Amerikanern errichtet und diente diesen als Unterkunft. Die fast ausschließlich aus Doppelhäusern für die Offiziere bestehende Siedlung mit großen Gartengrundstücken ist in sehr aufgelockerter Bauweise um einen ovalen Kreis angeordnet. Der General hatte ein einzelnes freistehendes Haus und die rangniedrigeren Offiziere wohnten in Mehrfamilienhäusern. Elmer Fryar wird in den USA als Kriegsheld verehrt.
Raimund Strauch