Wer „A“ sagt muss auch „B“ sagen

Zukunftsfähigkeit Deutschlands war Thema beim Neujahrsempfang in Göggingen

Es war der Auftakt zu einem ganz besonderen Jahr:
Den traditionellen Neujahrsempfang der CSU Göggingen begann die Vorsitzende ­Ingrid Fink mit der Erinnerung an ein historisches Ereignis: die am 6. Januar 1946 erfolgte Gründung des CSU-Ortsverbandes mit Otto Miehle als Vorsitzendem, der kurz darauf der erste nach dem Krieg gewählte Bürgermeister der damaligen Marktgemeinde Göggingen wurde – als Nachfolger des kommissarischen Bürgermeisters Aurnhammer.
Jetzt, 70 Jahre danach blicke die CSU Göggingen stolz und zufrieden auf das Erreichte, so Ingrid Fink; „70 Jahre Frieden sind keine Selbstverständlichkeit, und die Aufgaben weltweit von heute lassen sich nicht mit der Kleinstaaterei von gestern vergleichen“, mahnte sie.

Weniger weltweit orientiert, sondern mehr mit der Zukunftsfähigkeit Deutschlands befasste sich Professor Dr. Klein in seinem anschließenden Festvortrag. Der studierte Historiker und derzeitige Generalsekretär der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften machte als wirtschaftliches Hemmnis vor allem mangelnde Risikobereitschaft der Bevölkerung aus und die Tatsache, dass der Spruch „Wer A sagt, muss auch B sagen“ in unserer Gesellschaft offenbar nicht mehr gültig sei. Jeder Deutsche habe statistisch gesehen 2,2 Handys, aber einen Mobilfunkmast möchte niemand in seiner Nachbarschaft haben.Es lehnen auch viele Strom aus Atomkraftwerken ab, aber es möchte auch niemand viel mehr für seinen Strom dafür bezahlen.
Um zukunftsfähig zu sein, brauche Deutschland Innovation, Weiterentwicklung – das habe alles zu tun mit Risikobereitschaft, und es gelte, nicht immer nur die Risiken zu sehen, sondern auch die Chancen.
Unsere Gesellschaft sei bequem geworden, stellte Professor Klein fest und zitierte eine Untersuchung aus dem Jahre 2014 zu den Zukunftsplänen von Studenten: ein Drittel lehne eine Anstellung in der Privatwirtschaft generell ab, die meisten möchten in den Öffentlichen Dienst, dann folgen Wissenschaft, Kultur, Unternehmensberater und Wirtschaftsprüfer – erst an sechster Stelle rangieren Automobil- und IT-Industrie. Maßgebend seien Sicherheit, gutes Gehalt und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Die Vollkasko-Mentalität und der Wunsch dem Rundum-sorglos-Paket seien Dinge, mit der auch Politik und Verwaltung vielfach konfrontiert seien, nahm OB Dr. Kurt Gribl das Thema seines Vorredners auf, vermittelte aber in seiner Grußrede einen gewissen Optimismus. Im neuen Jahr stünden wichtige Entscheidungen an, zum Beispiel die des Wissenschaftsrates betreffend Uniklinik und die Entscheidung, wie es mit dem Theaterstandort Augsburg weitergehe.
Mehr realistisch als optimistisch nahm er Stellung zu der in Augsburg hohen Zahl von Immigranten, warnte vor Blauäugigkeit: „Wir haben das Thema aus der Perspektive der Chancen gesehen, wissen aber dass die Dinge nicht so glatt ablaufen werden, wie sie uns gern nahegebracht werden.“
Wenn ihm von der Arbeitsagentur gesagt werde, dass in zehn Jahren etwa 10% der Zugereisten in Arbeits- und Ausbildungsverhältnisse vermittelt werden könnten, frage er sich, was mit den anderen 90 passiere, zumal erfahrungsgemaß die meisten Ausbildungen abgebrochen würden.
„Wir müssen sagen, dass es extrem schwierig wird, es kostet auch Geld, egal wie es finanziert wird, ob durch Einsparungen an anderer Stelle oder durch Schulden –man muss es den Leuten sagen.“
Text/Bilder: Gunnar Olms