Wenn der Rosenkavalier zum Rosenkrieger wird… Das Ensemble „Kavalier plus Vier“ kleidete die Operette in ein neues Gewand
Mitreißende Gesangseinlagen, herzerfrischen-des Bühnengezänke und eine moderne Maskerade im klassischen Gewand – das Nürnberger Ensemble „Kavalier plus Vier“ hat sich im Stadtberger Bürgersaal auf die sinnlichen Spuren der Operettenmelodien begeben und ein farbenfrohes Musikspektakel mit einer originellen Schauspielshow verschmelzen lassen. An Einfällen mangelte es den Darstellern wahrlich nicht: Sopranistin Diana-Marina Fischer und Bariton Philipp Gaiser schlüpften in die Rolle eines maulenden Ehepaars , bei welchem schon seit langem Schnapsgläser und Stricknadeln die neckischen Freuden holder Zweisamkeit verdrängt haben. Mit temperamentvollen Stimmen und grandioser Bühnenpräsenz wehklagen die beiden Zankhammel ausdrucksstark in Dur und Moll, bis ihnen bei stilvoller Wiener Salonmusik der Ausweg in die Sinne kommt: auf einem bunten Maskenball soll spontan die neue Leidenschaft gefunden werden! In berauschende Gewänder gekleidet tauchen die beiden Stimmenkünstler ein in die zauberhafte Welt des Karnevals – und bei einer spritzigen Neuinterpretation von der „Fledermaus“ geschieht dann prompt das Unvermeidliche: die Liebe breitet ihre amourösen Schwingen aus, doch Larven und Masken halten dezent verborgen, dass es der eigene Partner ist, der das Herz mit neuen Gefühlen verzaubert. Der Ideenreichtum des Ensembles schien gar unerschöpflich zu sein: das wohlklingende „Wiener Blut“ floss in Strömen, Gedankenspiele wurden in Zeitraffer präsentiert und die verwinkelten Bühnenbauten sorgten für allerlei frivole Versteckspiele und Verwechslungen: Paravents ließen Leute an Stellen erscheinen, an denen sie nicht vermutet wurden und schaurig-schöne Unterhosen dort nicht verschwinden, wo es dringend nötig gewesen wäre. Zwei voluminöse Stimmen und ein versiertes Begleitorchester sorgten mit dieser spaßigen Operettengala für ein kurzweiliges Konzerterlebnis – und für einen gehörigen Lacher ganz am Schluss: Zu Franz Lehárs „Lippen schweigen“ wurden die harmonischen Verhältnisse nicht nur wieder hergestellt, sondern gänzlich auf den Kopf gestellt: Der Herr beginnt zu Stricken, die Dame fängt das Schnapseln an…
Text: Thomas Hack/Bild: Daniela Ziegler