Wenn Bayern den Aufstand proben: Christoph Maier-Gehring nimmt im Bürgersaal weiß-blaues Rebellentum ins Visier

Wenn Bayern den Aufstand proben: Christoph Maier-Gehring nimmt im Bürgersaal weiß-blaues Rebellentum ins Visier


„Es muss ein Sonntag g‘wes‘n sein, ein Tag voll hellem Sonnenschein. Es war ein Glückstag ganz gewiss, wie unser Bayernland entstanden is‘“. Mit diesem Loblied auf den Freistaat startete Christoph Maier-Gehring seinen literarisch-musikalischen Abend im Stadtberger Bürgersaal. Eine friedliche, weiß-blaue Idylle bescherte der Chefdramaturg am Staatstheater am Gärtnerplatz seinen Zuhörern anschließend allerdings nicht. Er nahm vielmehr das bayerische Rebellentum ins Visier und bediente sich hierbei den Texten und Liedern von Oskar Maria Graf, Karl Valentin, Ödön von Horvàth , Herbert Rosendorfer, Kraud‘n Sepp, Biermösl Blasn, Hans Söllner und anderen.Aufstand gegen die Obrigkeit, so war zu erfahren, wird geprobt, wenn sich die Bayern in ihrer Existenz bedroht fühlen. Die Sicherung der Ernährung war es beispielsweise, die den Wilddieb antrieb. Noch heute erzählt man sich die Geschichte des Wildschütz Jennerwein, dessen Ermordung einige Rätsel aufgibt. Nach der Pause widmete sich Maier-Gehring den Revoluzzern des 20.Jahrhunderts, die unter anderem dem steten Rechtsruck während der Weimarer Republik mutig entgegengetreten waren. „Ihr habt geschrien wo alle schwiegen, es geht ums Tun und nicht ums Siegen“, sang der gebürtige Rosenheimer und erinnerte mit diesem Lied von Konstantin Wecker an die Widerstandsgruppe „Die Weiße Rose“. Auch der heute noch anzutreffende Behördenwahn in ganz Deutschland kam nicht ungeschoren davon. Zugegeben: Maier-Gehrings Beispiel eines einfachen Hasenstalls, der zur Errichtung die Genehmigung seitens der Baubehörde, des Veterinäramts, des Umweltamts und des Grundbuchamts benötigt, war überspitzt, traf aber den Nagel auf den Kopf und sorgte im Publikum für einen großen Lacher. Humorige Seitenhiebe auf die Augsburger Politiker Gribl und Grab und auf den Fußball-Zweitligist FC Augsburg brachte zudem etwas Lokalkolorit in das Mundart-Programm, das einerseits amüsant war, andererseits aber auch viel kulturgeschichtliches Wissen vermittelte.  Text/Bild: Daniela Ziegler