Vorsicht vor Abzocke und Ausplünderung: Kriminalhauptkommissar Georg Enzler zeigt Stadtberger Senioren die Tricks und Maschen der Betrüger
„Betrüger gibt sich als Polizeibeamter aus“, „Seniorin von angeblicher Verwandten reingelegt“, „Unbekannter bestiehlt beim Einkaufen“: Das sind nur einige der Zeitungsschlagzeilen, die zeigen, wie dreist Diebe und Trickbetrüger vorgehen, um an das Ersparte ihrer hauptsächlich älteren Opfer zu gelangen. Wie man dem Ganzen selber einen Riegel vorschieben kann, hat nun eine Veranstaltung gezeigt, die der Seniorenbeirat der Stadt Stadtbergen im örtlichen Feuerwehrhaus durchgeführt hat. Dazu hatte sich die Runde mit Ludwig Beierlein an der Spitze einen ausgewiesenen Experten in Sachen Straftatvereitelung geholt: Es referierte Georg Enzler, Leiter der Fachgruppe Prävention an der Kriminalpolizeiinspektion Augsburg.
Zunächst riet der Kriminalhauptkommissar, vorsichtig zu sein, aber sich nicht wahnsinnig zu machen. Hierzulande könne man sich sicher fühlen. Die kriminalistische Aufklärungs-Quote habe in Augsburg im vergangenen Jahr bei über 70 Prozent gelegen – ein Spitzenwert unter allen deutschen Großstädten. Am besten gegen „Nepper, Schlepper, Bauernfänger“ – so der Titel seines Vortrags, der viele Filmeinspielungen enthielt – könne man sich schützen, indem man auf sein gesundes Bauchgefühl höre, sich selber mehr vertraue als Fremden und das hinter den Betrügereien steckende gemeinsame Prinzip verstehe.
Und dieses Prinzip lautet in vielen Fällen Ablenkung. Während ein Täter zum Beispiel an der Haustüre ein Glas Wasser oder Zettel und Stift verlangt, der hilfsbereite Bewohner ihn hereinlässt und die Türe geöffnet lässt, schleicht sich ein zweiter Täter unbemerkt in die Wohnung. Besondere Vorsicht ist nach einer Geldabhebung geboten. Die Täter spionieren ihre Opfer oftmals vorher aus. Zu den zentralen Kernaussagen Enzlers gehörte folglich: „Lassen Sie keine Fremden in Ihre Wohnung, erst recht nicht, wenn Sie alleine zuhause sind.“ Was aber, wenn sich jemand als Handwerker oder Polizeibeamter vorstellt? „Lassen Sie sich einen Ausweis zeigen und rufen Sie die betreffenden Dienststellen an. Bitten Sie die Person, am nächsten Tag wiederzukommen“, riet der Kriminologe.
Ablenkungsmanöver werden auch beim Taschendiebstahl angewendet. Hier empfahl Enzler, auf eine ausreichende Distanz zu Unbekannten zu achten, laut Stopp zu rufen, wenn ein Fremder zu nahe kommt, oder laut um Hilfe zu schreien, wenn man sich bedrängt fühlt. Zu den weiteren Maschen der Abzocker gehören Gewinnversprechen. Hiermit hat auch der Vorsitzende des Seniorenbeirats Ludwig Beierlein Bekanntschaft gemacht, ohne jedoch Opfer zu werden. „Man hat mir erzählt, ich hätte ein Auto gewonnen. Das Fahrzeug befinde sich in der Türkei und ich müsste lediglich eine Überführungsgebühr nach Deutschland in Höhe von 460 Euro per Western Union bezahlen. Ich bin zur Polizei gegangen.“ Wenn Enzler „Western Union“ oder auch „Ukash“ und „Paysafe“ nur hört, schrillen bei ihm schon die Alarmglocken, denn diese Bezahlverfahren werden häufig von Betrügern genutzt. „Herr Beierlein hat richtig gehandelt. Fallen Sie nicht auf solche Gewinnversprechen herein. Niemand schenkt Ihnen etwas“, betonte der Polizeibeamte.
Gegen Ende seines Vortrags berichtete Enzler von den Folgen, die ein erlittener Betrug gerade für ältere Menschen haben kann. Oftmals nehmen die Opfer davon gesundheitlichen Schaden, sie fühlen sich in den eigenen vier Wänden nicht mehr sicher und schämen sich, den Tätern auf den Leim gegangen zu sein, weshalb oftmals eine Strafanzeige unterbleibt. Die Polizei hat dafür Verständnis, rät aber dennoch dringend dazu, Anzeige zu erstatten.
(Text/Bilder: Daniela Ziegler)