Von Stadtbergen in die Stauden … Ein Gebiet, das sich für ein herbstliche Wanderung anbietet, beschreibt Dr. Heinz Münzenrieder: Mittelschwabens grünes Herz

Kloster Oberschönenfeld: die Perle der Stauden. Foto: Heinz Münzenrieder

Der Landschaftsname „Stauden“ hat viele Jahrhunderte überlebt. Kloster Oberschönenfeld ist eine kulturelle Perle.
Für viele ist die vor den Toren Augsburgs sich ausbreitende Kultur- und Erholungslandschaft „Stauden“ ein Stück Heimat, die zu jeder Jahreszeit zum Verweilen einlädt. Doch nur wenige werden den Landschaftsnamen deuten und das Gebiet geografisch definieren können. Letzteres ist schon verwirrend genug: Es ist gleich drei Landkreisen – Augsburg, Günzburg und Unterallgäu – zugeordnet. Und lustig wird es bei den Gemeinden. Zwar liegen Fischach, Langenneufnach, Markt Wald, Mickhausen, Mittelneufnach, Scherstetten und Walkertshofen in voller kommunaler Größe in den „Stauden“. Acht Gemeinden von außerhalb haben aber dort „Filialortsteile“.
Dies sind Aichen, Bobingen, Gessertshausen, Großaitingen, Eppishausen, Ettringen, Schwabmünchen und Ziemetshausen. Und ein wenig kompliziert ist auch die geografische „Verortung“: Man wird dem schwäbischen Volkskundler Hans Frei zu folgen haben, wenn er es als Gebiet zwischen dem Wertachtal im Osten sowie der Flossach-/Mindeltalung im Westen und zwischen Türkheim im Süden und einer Linie etwa in Höhe Diedorf – Ziemetshausen im Norden beschreibt. Nicht leicht ist der Landschaftsname „Stauden“ zu entschlüsseln. Hans Frei bemüht hierzu die Forstgeschichte: 40% der 350 Quadratkilometer umfassenden Staudenlandschaft sind bewaldet.
Er datiert die Entstehung des Namens in die Epoche gegen Ende des 16. Jahrhunderts, als in Zeiten großer Not durch übermäßigen Einschlag von Laubwaldbeständen die Landschaft von Gebüsch und Sträuchern – also Stauden – geprägt wurde. Und als der Hochwald wieder entstand, blieb die ursprüngliche Bezeichnung bis heute erhalten. Trotz des territorialen „Flickenteppichs“ – selbst die Gebietsreformen der 1970er Jahre änderten nicht allzu viel – klappt aber in der 350 Quadratkilometer umfassenden Staudenlandschaft – respektable 40% hiervon sind bewaldet – das Gemeinsame. Seit dem Jahre 2000 kümmert sich nämlich der „Verein Regionalentwicklung Stauden“ um Mittelschwabens grünes Herz.
Ein gutes Zeichen hierfür, dass das Heimatbewusstsein uns alle angeht und nicht nur Sache von Amtsstuben und Verwaltungen sein darf. Die „Stauden“ sind dies auch wert: Denken wir nur an deren Perle, das herrlich gelegene und geglückt sanierte Kloster Oberschönenfeld. Oder an die Fugger´schen Schlösser und Gärten sowie an den Weiler Heimberg, der Stammheimat der Mozarts. Und auch an die leidvolle Geschichte der Juden in der „Staudenhauptstadt“ Fischach. Auch letzteres gehört zum Bestand dieser unverwechselbaren schwäbischen Kulturlandschaft.