Tiertragödie bei Familie Specht

Tiertragödie bei Familie Specht


Einen neuen „Mieter“ konnten Anwohner der Richard-Wagner-Straße im Frühjahr begrüßen. Im Stamm einer vom Sturm geknickten Fichte hatte sich ein Buntspechtpaar eine Nisthöhle gebaut. Bald war zu sehen, daß das Brutgeschäft im vollen Gange war. Ein Vogel war immer unterwegs, kam mit Futter zur Nisthöhle, verschwand darin und flog wenige Augenblicke später wieder weg, während der andere Partner offensichtlich brütete. Bald war zu sehen – und zu hören – dass die Jungen geschlüpft waren. Beide Eltern waren jetzt pausenlos unterwegs, um ihre hungrigen Jungen sattzukriegen. Sie saßen nur kurz am Nestrand, fütterten die Jungvögel und waren sofort wieder auf Beutesuche unterwegs. Die Jungvögel waren nicht zu überhören. Ihr Zetern, Betteln um Nahrung war deutlich vernehmbar.
Wir freuten uns schon auf den ersten Ausflug der Spechtfamilie. Aber es kam anders. Eines Tages benahmen sich die beiden Altvögel ganz sonderbar: sie saßen traurig in der Nähe ihrer Behausung, machten keine Anstalten, weg zu fliegen und Nahrung zu holen, schauten hin und wieder ins Nest hinein, ohne aber hineinzuschlüpfen. Am nächsten Tag waren sie verschwunden. Entweder waren die Jungvögel ein Opfer der Kälte der vergangen Wochen geworden, oder der Dauerregen hatte es den Eltern unmöglich gemacht, genügend Futter für sie zu finden. Oder die Elstern, die wir öfters in unserem Garten sehen konnten, hatten sich als Nesträuber betätigt. Die Rufe der Jungvögel waren verstummt, und wir konnten leider nicht den ersten Familienausflug der Familie Specht bewundern. Jetzt hoffen
wir, dass unsere Spechte wiederkommen. Text und Bild: Erich Maydl