„Zum 1. Juli 2020 sollen die Tarife im Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund (AVV) um 4,9 Prozent erhöht werden. So kostet beispielsweise das Einzelticket für die Kurzstrecke ab 1. Juli 1,60 Euro, das Tagesticket für den Innenraum 7,10 Euro, das Mobil-Abo für den Gesamtraum monatlich 99,50 Euro und das Mobil-Abo 9 Uhr Innenraum 31,50 Euro im Monat“, erklärt Stadtrat Bernd Zitzelsberger, der sich auch wegen seiner neuen Tätigkeit als Aufsichtsrat des AVV bereits mit der Thematik näher beschäftigt hat: „Das haben die Aufgabenträger des AVV bereits vor rund einem Jahr entschieden, noch bevor ich dem Aufsichtsrat angehört habe.“
Bernd Zitzelsberger weiter: „Wir wollen den öffentlichen Nahverkehr deutlich attraktiver machen und seine Reichweite erhöhen, unter anderem durch innovative neue Angebote. So haben wir es im Koalitionsvertrag zwischen CSU und Bündnis 90/Die Grünen vereinbart.“ Problematisch sei aktuell die Gemengelage, so Zitzelsberger: „Einerseits sind die Fahrgastzahlen wegen Corona deutlich zurückgegangen, dazu wurde noch der Takt ausgedünnt, andererseits aber soll jetzt zum 1. Juli 2020 eine erhebliche Tariferhöhung kommen. Deshalb werde ich im Aufsichtsrat diese Tariferhöhung, deren Höhe für mich derzeit nicht im Detail nachvollziehbar ist, hinterfragen.“ Verbesserung der Anbindung Pfersee-Süd
Seine persönliche Meinung sei dabei, dass es gut wäre, die Tariferhöhung zumindest teilweise zurückzuführen und mehr Fahrgäste zu gewinnen, beispielsweise auch durch eine Verbesserung der Anbindung von Pfersee-Süd einschließlich der Arthroklinik am Wochenende und eine bessere Vernetzung an den Umsteigepunkten, beispielsweise an der Haltestelle Pfersee oder auch am Bärenwirt.
Im Koalitionsvertrag gibt es zum ÖPNV u.a. folgende Vereinbarungen:
– Überarbeitung des Nahverkehrsplans mit dem Fokus, weitere Straßenbahnlinien zu entwickeln, u.a. auch Erweite- rung ins Umland
– Verbesserung des Busnetzes inklusive Tangentiallinien und attraktiverem Takt
– Evaluierung der Tarifreform im öffentlichen Nahverkehr: Unabhängige Bestandsaufnahme, Erfassung von Veränderungsmöglichkeiten (z. B. flexible Tickets, Be-In-Be-Out-Projekte, Seniorenabo) Langfristige Umstellung des bestehenden 9-Uhr-Tickets auf ein echtes 365-Euro-Ticket
– Einführung eines365- Euro-Tickets für Jugendliche, Auszubildende und Studierende
Stadtrat Bernd Zitzelsberger erklärt, dass das 365-Euro-Ticket für Schüler und Auszubildende zum 1. August 2021 eingeführt werden soll: „Vorher müssen noch die offenen Fragen der Finanzierungssicherheit durch die Aufgabenträger geklärt werden, wobei ich als neuer Aufsichtsrat des AVV hierauf ein besonderes Augenmerk legen werde.“
Die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen, aber auch Investitionen in den Schutz der Gesundheit von Fahrerinnen, Fahrern und Fahrgästen aufgrund der Corona-Pandemie haben im AVV zu erheblichen Fahrgast- und Einnahmerückgängen geführt. „Das entstandene Defizit muss in den nächsten Jahren ausgeglichen werden.“, so Zitzelsberger. Die öffentliche Hand übernimmt darüber hinaus rund 2 Mio. Euro an Einnahmeausfällen. Die Kosten der kostenlosen City-Zone trägt die Stadt Augsburg.
Landrat Martin Sailer erläutert die schwierigen Rahmenbedingungen wie folgt: „Nicht zuletzt sind die Belastungen der Landkreise Augsburg, Aichach-Friedberg, Dillingen a. d. Donau und der Stadt Augsburg, die als Aufgabenträger den AVV finanzieren, durch die Pandemie in vielen Bereichen massiv gestiegen und die daraus resultierenden finanziellen Belastungen für die kommenden Jahre sind derzeit noch nicht absehbar.“
Vermeidung dauerhafter Finanzierungslücken
Der AVV möchte dauerhafte Finanzierungslücken vermeiden und erklärt: „Würde die Tariferhöhung in 2020 nicht umgesetzt, müsste der Einnahmeverlust in Höhe von insgesamt 4 Mio. Euro dauerhaft finanziert und mit künftigen Preissteigerungen fortgeschrieben werden. Es ist aber heute nicht absehbar, ob hierfür ausreichende Mittel geschaffen werden können. Denn die Aufgabenträger investieren bereits heute große Summen um zum einen das Defizit zwischen Einnahmen und Kosten auszugleichen, aber auch den ÖPNV kontinuierlich zu verbessern – sei es durch Angebotsausweitungen oder kostenintensive Digitalisierungsprojekte.“
Die Berechnung der Tarifanpassung erfolgt dabei mit einem index-basierten Verfahren und richtet sich nach der Entwicklung der Hauptkostenfaktoren bei den AVV-Verkehrsunternehmen: Personal, Material, Fahrzeuge und Treibstoffe. Ausgaben in den Bereichen Personal sowie die Strom- und Dieselpreise zu Buche. Die Steigerung der Personalkosten von 3,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, des Strompreises um 8,0 Prozent und des Dieselpreises um 12,0 Prozent haben dabei zu Buche geschlagen, wobei die Personalkosten der größte Kostenblock sind und daher bei der Berechnung der Tariferhöhung stärker ins Gewicht fallen als die Energiekosten, wie AVV Geschäftsführer Andreas Mayr erklärt.
Weitere Informationen zu den Tarifen des AVV gibt es unter: www.avv-augsburg.de/tarife.
PM csu-pf