Nach der Septemberwanderung durch den Siebentischwald nach Siebenbrunn und zum Lochbachanstich machte sich die Stadtberger Wandergruppe im Oktober auf Spurensuche nach den Wasserläufen des Lechs in der Stadt. Wanderführer Franz Schmid hatte eine ansprechende Route zusammengestellt und Hobbyhistoriker Alfred Hausmann wusste manch Interessantes dazu zu berichten.
Ausgangspunkt war der Lochbach in Höhe des Protestantischen Friedhofs. Etwa 14 Kilometer hat er hier schon seit seiner Trennung vom Lech zurückgelegt. Dem Lauf dieses Baches- ab dem Roten Tor heißt er Vorderer Lech- folgte man letztlich bis zu seiner unterirdischen Mündung in den Mittleren Lech hinter der Stadtmetzg. Im Silbermannpark mit seinen Jugendstilvillen hat er den Brunnenbach aufgenommen. Das war nicht immer so. Dieser Bach lieferte bis 1879 das Trinkwasser für die Stadt. Deshalb kann der kleine Bach auch am Augustusbrunnen mit einer eigenen Figur aufwarten. Sein Quellwasser durfte nicht mit dem Lechwasser des Lochbachs vermischt werden, wenn beide gemeinsam, aber streng getrennt über den Aquädukt am Roten Tor zu den Wassertürmen flossen. Die Stadtwanderer hatten aber vorher schon den reizvoll vom Lochbach durchflossenen Campus der Hochschule durchstreift und den ersten Bahnhof von Augsburg aus dem Jahr 1840 bestaunt. Heute dient er als Straßenbahndepot.
Über den Aussichtspunkt an der Bastion am Roten Tor, das Heilig Geist Spital und nach einem Blick in den verschlossenen Brunnenmeisterhof, auf das gotische Vogeltor, das mächtige Wasserrad am Schwall und auf St. Ursula, wo sich der Schwalllech aufteilt in den Mittleren und den Hinteren Lech, wurde das Gasthaus Zum Bauerntanz erreicht. In Augsburgs ältester Gaststätte wurden wir freundlich empfangen und bewirtet.
Nun ging es gestärkt von der schwäbischen Küche auf eine große Runde. Sie führte uns zur Stadtmetzg, der einstigen von Elias Holl erbauten Verkaufsstelle für Fleisch, zum Brechthaus, wo sich ganz in der Nähe von einem Brücklein aus ein reizvoller Blick auf den Zusammenfluss von Mittlerem und Hinterem Lech bietet. Es entsteht der Stadtbach. Durch den romantischen Kapitelhof, einem ehemaligen Wohnhof des Domkapitels für seine Dienstleute, erreichten wir die Wasserbrücke am Liliom. Hier wurde für das Wasser des Stadtgrabens eine Brücke gebaut, um es über den Stadtbach zu führen. Das Kino Liliom war einst das Pumpenhaus für den an der Hangkante stehenden Wasserturm. Unbekannt war den meisten Teilnehmenden das Wohnhaus von Rudolf Diesel im Springergässchen und das Anstoßgässchen, die uralte Grenze zwischen der Bischofs- und der Bürgerstadt. Den Stoinernen Ma dagegen konnten alle als alten Bekannten begrüßen, in dessen schöner Geschichte leider wenig historische Wahrheit steckt. Auch die Schwedenstiege, deren Vorgängerin während der schwedischen Besetzung gebaut wurde, war allen ein Begriff. Weniger bekannt war, dass die heutige Anlage aus den Ziegeln des 1944 zerstörten Hotels Drei Mohren gebaut wurde. Über den Oblatterwall kam man zum imposanten „Fünffingerlesturm“ von 1454. Geteilt waren die Meinungen über den moderneren Zugang aus Stahl. Am mittelalterlichen Jakobertor vorbei, einem von 4 erhaltenen der einst elf Stadttore, und am Jakoberwall entlang wurde der Rathausplatz erreicht, wo eine verdiente Kaffeepause in der zaghaft wärmenden Sonne genossen wurde.
Die Wanderinnen und Wanderer waren zufrieden und die Organisatoren hat’s gefreut. Und alle schauen erwartungsvoll auf die nächste Fahrt am Samstag, den 13. November zur Bayerischen Landesausstellung nach Regensburg mit dem Thema „Götterdämmerung II- die letzten Monarchen.“
Text: Alfred Hausmann/Fotos: Raimund Strauch