Stadtberger Geschichte – durchs „Bierglas“ betractet von Alfred Hausmann: Teil 5: …in Stadtbergen am besten gebräuet …

Stadtberger Geschichte – durchs „Bierglas“ betractet von Alfred Hausmann: Teil 5: …in Stadtbergen am besten gebräuet …

Das in Stadtbergen gebraute Bier erfreute sich in der Folgezeit, aber auch schon früher, eines sehr guten Rufs. Als im Jahr 1718 im Augsburger Dom eine Orgel gebaut wurde, wurden für den Orgelbauer und den Schreiner neben ihrer Entlohnung der Erhalt von wöchentlich einem Eimer Bier aus dem Herrschaftlichen Brauhaus zu Stadtbergen festgeschrieben. Ein Eimer war nicht etwa, wie man heute vermuten könnte, zehn Liter, sondern 70 Liter.
Der gute Ruf des Bräuhausbiers wurde auch amtlicherseits bestätigt. Als im Jahr 1858 die bayerischen Amtsärzte von König Max II den Auftrag bekamen ihre Distrikte hinsichtlich Ernährung und Lebensweise zu beschreiben, notierte der für Stadtbergen zuständige Landgerichtsarzt Dr. Immel von Göggingen über die Trinkgewohnheiten des Arbeiters: „Sein Getränk ist meist weißes Bier, nur an Sonntagen wird braunes, und da oft zu viel getrunken, sowie denn überhaupt dieses Getränk sehr beliebt ist. Die Frauen aber trinken, mit einzelnen Ausnahmen, wenig und mehr weißes Bier, welches besonders in Stadtbergen am besten gebräuet wird.“ Das Stadtberger Bier ist übrigens das einzige, das der Distriktsarzt namentlich erwähnt, obwohl damals in fast jedem bayerischen Dorf eine kleine Brauerei betrieben wurde; in unserer Region beispielsweise in Bergheim, Steppach, Neusäß, Westheim, Diedorf, Göggingen. Im Gögginger Landgerichtsbezirk, der 14 000 Einwohner zählte, waren es 26 Brauereien und 83 Branntweinbrennereien.
Weißbier und Braunbier
Das erwähnte Weißbier hatte mit unserem heutigen Weizenbier wenig gemeinsam. Es war ein helles, trübes, dünnes, obergäriges Bier aus Gersten- oder Weizenmalz von minderer Haltbarkeit und Qualität – vom Stadtberger Erzeugnis vielleicht abgesehen. Laut Physikatsberichten führte es häufig zu Magen- und Darmverstimmungen und wurde deshalb häufig mit Schnaps genossen. Beliebter und bekömmlicher, wenn auch erheblich teurer, war das Braunbier, das mit der zwölffachen Hopfenmenge eingebraut wurde. Im Wertinger Physikatsbericht wird angegeben: „Von 1 Scheffel Malz und 8 Pfund Hopfen macht man 6 Eimer Sommerbier, dagegen von 1 Scheffel Malz und 2 Pfund Hopfen manchmal 18 Eimer Weißbier. (1 Eimer entspricht etwa 70 Liter.) Auf 1 Gebräu wird ½ Klafter Holz gerechnet.“ (1 Klafter entspricht etwa 3 Kubikmeter.) Für eine Maß Weißbier bezahlte man 1864 2 Kreuzer, die Maß Braunbier kostete 3 Kreuzer. In der Stadt hatte schon ab 1800 das Braunbier die Nase vorn: 1818 gab es in Augsburg 72 Braunbierbrauereien gegenüber 14 Weißbierbraustätten und 12, die beide Sorten herstellten, was im übrigen auch für Stadtbergen zutraf.
In der nächsten Folge erzähle ich Ihnen
• wie die Stadtberger Brauerdynastie Maier ihren Betrieb zum Erfolg führte
• aber auch Schicksalsschläge einstecken musste
• indirekt zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr beitrug
• und einen großen, noch erhaltenen Eiskeller bauen ließ.