Stadtbergen: Mit der Schwermut der russischen Seele

Die Don Kosaken begeisterten im Bürgersaal mit den ergreifenden Klängen der Taiga

Wehmütige Liebesballaden, georgische Kirchenchoräle, fröhliche Feiermärsche – dies alles und noch sehr viel mehr präsentierten die russischen Maxim Kowalew Don Kosaken im Bürgersaal, wo sie mit einem abendfüllenden Chorkonzert die ganze musikalische Kraft der russischen Seele entfaltet haben. Mit ihren pechschwarzen Kosaken-Uniformen und den kantigen Gemütsausdrücken mochten die sieben Herren aus dem Lande zwischen Don und Wolga eine gewisse militärische Strenge ausgestrahlt haben, doch ihre goldenen Stimmen überflügelten diese äußerlichen Eindrücke bereits bei den ersten Stücken, mit denen sie das Publikum ohne Umschweife in die wohlklingende Weite der russischen Taiga entführten. Beginnend mit mystischen Kirchengesängen begaben sich die Kosaken auf eine weite und faszinierende Reise durch das ehemalige Zarenreich und präsentierten dabei schwermütige Liebesballaden ebenso wie zünftige Tanzstücke, die einst von den Tscherkessen an den Lagerfeuern der endlosen Waldgebiete gesungen wurden. Und diese russische Melancholie hatte es von Anfang an geschafft, die Gäste in einen unergründlichen wie auch hypnotisierenden Bann zu ziehen: Die berühmten „Abendglocken“ erstrahlten durch die Stimmen des professionellen Chorensembles im ganz neuen Glanz, von meditativer Ruhe gezeichnet schwebten dagegen die fast vergessenen Klosterlegenden aus den entlegendsten Gegenden eines einzigartigen Landes durch den Saal. Russische Melancholie verschmolz nahtlos mit strammen Märschen und wurde teilweise auch mit wilden Schlachtrufen angereichert, was immer wieder für neue emotionale Stimmungen in der Konzerthalle sorgte. Die Besucher dankten es den schneidigen Herren mit unentwegtem Zwischenapplaus sowie zahlreichen Bravo-Rufen und waren bereits nach kurzer Zeit derart angetan von den ungewohnten Bühnenklängen, dass bald jedermann freudig mitklatschte oder mit den Nachbarn gar zum schunkeln begann. Freilich wurde es am Ende nochmals richtig ergreifend, als die Interpreten die berühmtesten Melodien der russischen Gesangskultur zum Besten gaben: Bei „Katjusha“ und „Kalinka“ entfalteten die Kosaken die ganze Energie ihrer vereinten Stimmgewalt und sorgten letztendlich für jubelnde Beifallsstürme seitens des Publikums. Ein wunderschöner Abend zwischen ausgelassener Freude, wohlklingender Schwermütigkeit und stimmgewaltigen Männerchorälen. Ein außergewöhnliches Erlebnis aus einer immer noch weitgehend unbekannten Volkskultur.

Text/Bild: Thomas Hack