Stadtbergen lässt die Puppen tanzen

Stadtbergen lässt die Puppen tanzen
Von der Bettlerin zur Kaiserin: Sven Moussong spielt alle Figuren selber

Das Moussong-Theater zeigte „Der Fischer und seine Frau“ im Bürgersaal

Wer hat es nicht schon selbst erlebt: Man wünscht sich immer mehr im Leben und wird dennoch immer unzufriedener. Dies ist auch das Thema eines 200 Jahre alten Märchens, das nun im Bürgersaal vom Stadtberger Moussong-Theater als kindgerechtes Puppenspiel präsentiert wurde. „Der Fischer und seine Frau“ erzählt von einem genügsamen Ehepaar, das im Nachttopf eines alten Gerümpelschrankes haust. Doch irgendwann erscheint aus den Fluten des Meeres ein Zauberbutt, dem es gelingt, jeden Wunsch der Menschen zu erfüllen. Die Fischerfrau greift natürlich zu und bald darf sie eine riesengroße Villa ihr Zuhause nennen. Doch ihre Gier wird unersättlich: Sie verwandelt sich zur Königin, zur Kaiserin, zur Päpstin. Aber ist sie damit auch glücklicher geworden? Sven Moussong hat diese zeitlose Geschichte als Einpersonenstück einstudiert, wobei dennoch zahlreiche Figuren auf der Bühne gleichzeitig herumtobten. Mit seinen selbstgebauten Puppen und raffinierten Tricks schaffte es der Künstler, die Besucher geschickt von seiner eigenen Person abzulenken und bald fiel das Auge nur noch auf die kleinen Märchenwesen mit ihren unterschiedlichsten Charakterzügen. Lustige Einfälle gab es freilich mehr als genug: Rotzfreche Möwen verdingten sich als schleudernde Waschmaschinen, die Dialoge kamen im strengen norddeutschen Dialekt daher und einmal wuselte sogar das ganze Dorfgefolge als quirlige Minidarsteller über den Schlosshof. Das Bühnengeschehen wurde originell ergänzt mit atmosphärischen Musikeinblendungen, einem magischen Spiel aus Licht und Schatten und nicht zuletzt ließen spannende Spezialeffekte wie etwa ein tobendes Küstengewitter inklusive Blitz und Donner die kleinen Besucher zusammenzucken. Und die guten Fischersleut’? Am Ende brach der ganze faule Zauber wie ein Kartenhaus zusammen und sie lebten wieder so genügsam wie zuvor. Doch etwas hatte sich dennoch in deren Herzen geändert: Sie wussten wieder zu schätzen, wie wertvoll die Zufriedenheit doch ist. Schön war es, dass die Kinder nach der Vorstellung alle Figuren aus der Nähe begutachten konnten und den Puppenspieler alles fragen durften, was ihnen auf der Zunge lag. Der Ansturm der kleinen Gäste zeigte, wie sehr diese auch in der heutigen Zeit noch mit nostalgischer Bühnenkunst begeistert werden können. Und dass sich auch zahlreiche Erwachsene das Stück angesehen hatten, spricht für den großen Erfolg, den das Moussong-Theater mittlerweile überall verbuchen kann.
Text/Bilder: Thoams Hack