Rauchmelder retten leben, die Feuerwehr auch: Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Göggingen

Rauchmelder retten leben, die Feuerwehr auch: Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Göggingen

Bei der Feuerwehr muss man vielseitig sein. Was sagt man z.B. einer in der Hessing-Burg feinernden Hochzeitsgesellschaft, die sich bitter über eine viel zu kurze „Showeinlage“ beklagt? Denn um eine solche müsse es sich ja wohl gehandelt haben, wenn ein blumengeschmücktes Feuerwehrauto mit Blaulicht und quietschenden Bremsen vorfährt, Feuerwehrmänner aus dem Auto springen und in die benachbarte Klinik rennen! Des Rätsels Lösung: Nach dem Ende der Fahrzeugweihe, die die Feuerwehr heuer feiern konnte, hatte ein automatischer Feuermelder Alarm ausgelöst. Die Einsatzkräfte rückten mit allen Fahrzeugen aus – auch mit dem noch festlich geschmückten neuen Tanklöschfahrzeug. Nur mit Mühe ließ sich die Hochzeitsgesellschaft davon überzeugen, dass hier die Feuerwehr keine Show veranstaltet, sondern nur ihren Job macht. Kai Faßnacht, Chef der Gögginger Feuerwehr, hatte auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung allerdings nicht nur Heiteres zu berichten; er schilderte auch seinen hohen Zeitaufwand als Kommandant. Es vergehe praktisch kein Tag ohne dienstlichen Termin für den jungen Familienvater.
Das Jahr 2012 hatte für Faßnacht und seine Leute mit einer Reihe von Sturmeinsätzen begonnen und dann hielt die Grundeisbildung der Singold die Gögginger auf Trab. Bei Temperaturen bis -20 °C drohte die Überflutung von Teilen Inningens und des Gögginger Südens. Tag und Nacht kontrollierten Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr die Wasserstände, beseitigten Eisstaus und räumten das Bachbett. Weitere erwähnenswerte Einsätze waren ein Zimmerbrand in der Waldstraße, sowie der Brand einer Dachwohnung in Inningen, deren Bewohner ein Atemschutztrupp der Gögginger Wehr aus der völlig verrauchten Wohnung rettete.
Insgesamt brachte das Jahr 2012 der Feuerwehr Göggingen 120 Einsätze, 81 Übungen, eine Vielzahl sonstiger Aus- und Fortbildungsmaßnahmen, Besprechungen und Sitzungen, sowie 48 Sicherheitswachdienste im Kurhaus. Besonders personalintensiv gestaltete sich auch die Füllung des Gögginger Parkweihers. In einer unbürokratischen Hilfsaktion für das Tiefbauamt wurde dieser mit 1 Mio. Liter Wasser gefüllt – mit leider nur mäßigem Erfolg. Zwar war der Weiher anfangs gut gefüllt, durch ein bis dato nicht bekanntes Leck in der Ableitung lehrte sich dieser jedoch nach Ende der Pumpaktion wieder, die hierdurch wenigstens der „Diagnose“ diente, sodass man jetzt an einer dauerhaften Lösung arbeiten kann.
Vorsitzender Berndt Siebeneichler konnte im vollbesetzen Pfarrsaal der Erlöserkirche erneut einen gut aufgestellten Verein vorstellen, mit stabiler Mitgliederzahl, zudem zahlreichen Fördermitgliedern aus dem Kreis der Bürger. Höhepunkt für die weiterhin 18 Jugendlichen war im vergangenen Jahr der Schwäbische Jugendleistungswettbewerb, an dem sie mit zwei Mannschaften teilnahmen und mit Platz 16 von ca. 140 Teilnehmern die bisher beste Platzierung in der Vereinsgeschichte erreichten.
Kassier Alexander Degle konnte neuerlich einen ausgeglichenen Haushalt präsentieren. Die aktuelle Zinssitutation geht an der Feuerwehr ebenfalls nicht spurlos vorüber, aber einige Großspenden von Unternehmen – zum Teil auch von Privatleuten aus dem Stadtteil machten dies im abgelaufenen Jahr aber mehr als wett. Hervorzuheben ist auch das gesteigerte finanzielle Engagement von aktiven Mitgliedern, die gleichzeitig Firmeninhaber sind. Neben ihrer Freizeit opfern sie auch noch erhebliche finanzielle Mittel, um die Feuerwehr zu unterstützen. Besonderer Dank gilt hier Alfred Huber-Degle, der auch im Vorstand mitarbeitet, den Brüdern Alexander und Ulrich Eser und Georg Erhardt.
Gefreut hat man sich bei der Feuerwehr über das Interesse von Mandatsträgern und Vertretern der politischen Parteien an der Arbeit, aber auch für Probleme, mit denen die öffentliche Einrichtung Feuerwehr zu kämpfen hat. Anwesend waren die Stadträte Ingrid Fink, Wolfgang Kronthaler, Gertrud Lehmann, Sieglinde Wisniewski; und Bernd Kränzle, der Pfleger der Augsburger Feuerwehren sowie Dr. Florian Freund von der SPD Göggingen. Neben Ordnungsreferent Dr. Volker Ullrich, der seit seiner Amtseinführung regelmäßiger Gast bei der Feuerwehr ist, erschien heuer auch Umweltreferent Rainer Schaal um persönlich über den Stand der Umzugspläne des Bauhofes zu berichten.
Schaal betonte die Neubauten der Feuerwehrhäuser sei ein wichtiges Thema für Stadtregierung und Rathausfraktionen. Die Planungen für die Verlagerung des Abfallwirtschafts-Depots seien bereits weit fortgeschritten. Bekanntermaßen sollen die bisher 5 Depots der Stadt durch 3 Großraumdepots ersetzt werden. Diese benötigen aber ebenfalls einen vernünftigen Standort. Dank der vorausschauende Planung der ehemals Verantwortlichen von Markt und Stadt Göggingen, die beim Friedhof ausreichend Reserveflächen vorgesehen haben, sei hier auch genug Platz für ein neues Großdepot.
Man sei froh im Stadtteil weiterhin ein Depot in zentraler Lage anbieten zu können, insbesondere da der neue Service, Wertstoffe direkt anliefern zu können bei den Bürgern gut ankomme. Dies erfordere aber zusätzliche Flächen. Die Finanzierung des Umzugs sei bereits gesichert und in die Haushalte eingestellt, einziges Problem in Göggingen sei noch die Erschließung einer Zufahrt für schwere Sattelzüge und Muldenfahrzeuge. Einen genauen Zeitplan kann Schaal nicht vorlegen, verspricht aber, den Fortgang des Vorhabens nach Kräften zu unterstützen.
Noch kein Termin für Spatenstich …
Ordnungsreferent Dr. Volker Ullrich überbrachte Grüße von Oberbürgermeister Kurt Gribl und erinnerte an die Zeit der Eiseinsätze im vergangenen Winter. Froh sei man im Rathaus, die Frage des Standorts für das neue Gerätehaus in Göggingen entschieden zu haben –auch mit Blick auf die Wohnorte der Mitglieder. Dass diese Entscheidung richtig war, habe der Einsatz in der Waldstraße mit den Problemen bei der An- und Abfahrt augenfällig dokumentiert.
Einen genauen Stichtag für den Spatenstich konnte Ullrich leider auch nicht nennen, denn Voraussetzung für den Baubeginn sei die Verlegung des Abfallwirtschaftsdepots. Zur Finanzierung seien derzeit zwei Modelle in der Diskussion: entweder ein Neubau durch die Stadt, oder aber eine Integration des Feuerwehrgerätehauses in ein Gebäude der Hessing-Stiftung, das dann von der Stadt angemietet werde. Ullrich betonte nochmals das man sich bei der Stadt sehr wohl bewusst sei, dass die Feuerwehr kommunale Pflichtaufgabe sei, darüber hinaus sei sie aber auch Anliegen aller großer Rathausfraktionen. Er und wünschte den Feuerwehrlern stets eine gute und gesunde Rückkehr aus ihren Einsätzen.
Ltd. Branddirektor Frank Habermaier lieferte einen kritischen Bericht zum Haushalt der Stadt. Zwar wurden Finanzierungszusagen im Wesentlichen eingehalten und mit der Zusage eines dauerhaften jährlichen Budgets von 600.000,- ¤ eine gutes Signal gesetzt, besorgt aber macht den Amtschef, dass dies bei weitem nicht ausreichen werde, das derzeitige Niveau dauerhaft zu halten. In den vergangenen Jahren habe man bei Weitem nicht bekommen was man brauche. Zum Teil wird dies zwar durch Beschaffungen der Vereine, zum Teil auch durch Kreativität und Eigenleistungen der Berufsfeuerwehr kompensiert. Habermair kritisch: „so halten wir uns im Moment über Wasser“ – auf mittlere Sicht sind hier aber Probleme absehbar. Mit Blick aufs Budget erlaubte sich der Augsburger Feuerwehrchef auch den Hinweis auf den finanziellen Vorteil, den die freiwilligen Feuerwehren der Stadt bringen: „hätten die während des Eisstaus geleisteten Stunden alle bezahlt werden müssen, wäre das im Stadtsäckel deutlich zu spüren gewesen“ so Habermaier.
Guter Ruf der Feuerwehr wirkt nach
Nichtsdestotrotz hatte das vergangene Jahr aus Feuerwehrsicht auch einige Highlights zu bieten: Augsburg war Gastgeber des Wettbewerbs der Schwäbischen Jugendfeuerwehren, bei dem sich 140 Mannschaften aus dem gesamten Regierungsbezirk in feuerwehrtechnischen Wettbewerben maßen. Ebenfalls am Lech fand die letztjährige Tagung der Leiter der deutschen Berufsfeuerwehren statt. Dabei konnte man feststellen, dass der gute Ruf, den sich Augsburg 2000 durch die Europäische Feuerwehrmesse Eurofire in der Feuerwehrwelt erworben hat bis heute nachwirkt. Wie stets war auch im vergangenen Jahr der Austausch mit der Partnerfeuerwehr in Bourges ein, besonderes Erlebnis, das jedem Feuerwehrler in Augsburg nur wärmstens empfohlen werden kann.
In diesem Zusammenhang musste man in Göggingen leider auch vom Tod von Erich Metz und Pierre Ferdonnet, dem Alt-Bürgermeister von Bourges Kenntnis nehmen. Erich Metz, ehemaliger Kommandant der Werkfeuer Ackermann hatte sich als Mann der ersten Stunde besonders um den Austausch mit Bourges verdient gemacht. Metz war nach seiner Pensionierung in die Freiwillige Feuerwehr Göggingen eingetreten, um der Feuerwehr im Stadtteil weiterhin verbunden zu bleiben. Er setzte die gelebte europäische Idee des regelmäßigen Austausches mit Frankreich über Jahrzehnte mit großem persönlichem Engagement und bis zuletzt fort.
Zum guten Schluss erinnerte Habermaier noch auf die seit Januar im Freistaat geltende Rauchmelder-Pflicht. Von den vielen Gesetzen der jüngsten Zeit sei dies zweifellos eines der sinnvollsten und nicht, wie verschiedentlich behauptet, nur eine weitere Möglichkeit den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Wenn zunächst auch nur Neubauten betroffen seien, so gilt doch: Rauchmelder können Leben retten. Wenige Atemzüge in verrauchter Atmosphäre genügen um das Bewusstsein zu verlieren – im Schlaf oft genug eine tödliche Falle. Gute Geräte sind für wenige Euro erhältlich und schnell montiert.
Traditionell ehrte die Feuerwehr langjährige Mitglieder. In diesem Jahr erhielt unter Anderem auch die Riege der Frauen der ersten Stunde die Jahresstreifen für 20 Jahre im Aktiven Dienst. Anfangs belächelt und zum Teil auch schief angesehen, stehen heute Feuerwehrfrauen heute ganz selbstverständlich ihren Mann. inzwischen findet man sie in allen Funktionen und auf allen Ebenen, bis hin zu Gruppen- und Zugführerinnen.Geehrt wurden heuer:
Für 50 Jahre Vereinsmitgliedschaft:
Werner Karner und Josef Moser
Für 40 Jahre: Albert Heidelberger,
Manfred Jörges und Kurt Walenta
Für 25 Jahre: Alfred Degle,
Peter Gillich, Ludwig Pulz,
Elmar Schauppel und Harald Steinle
Die Jahresstreifen für aktiven Dienst erhielten:
Für 30 Jahre: Christian Töpfel;
Für 20 Jahre: Sabine Kalder,
Christian Laier, Kathrin Müller,
Michaela Schneider und Manuela
Theisinger
Für 10 Jahre: Florian Ludl, Katharina Heidelberger und Klaus Huber
Fakten und Zahlen:
Freiwillige Feuerwehr Göggingen
Komandant: Kai Faßnacht
Vorsitzender: Berndt Siebeneichler
Mitglieder 212 (+6)
80 Aktive (+3) (davon 18 Jugendliche)
16 Altmitglieder
36 Fördermitglieder
62 Passive Mitglieder
Einsätze 2012: 120 davon
54 technische Hilfeleistungen
33 Brandeinsätze
33 Fehlalarme
Adresse: Wellenburger Str. 13
Das Gerätehaus ist an den meisten
Samstagen zwischen 14 und 16 Uhr besetzt
Internet: www.ffgoegg.de