Radler protestieren gegen Umlaufsperre: Rekord-Demo in Pfersee kritisiert Behinderung umweltfreundlicher Mobilität und bezweifelt Gewinn an Sicherheit – 300 Teilnehmer folgen dem Aufruf der Cyclists For Future, des ADFC und der Bürgeraktion Pfersee

Schon die 150 Demonstranten, die sich Ende August am Gollwitzer Steg eingefunden hatten, um gegen die dort kurz vorher errichtete Umlaufsperre zu demonstrieren, hätten die bislang größte Kundgebung in Pfersee in diesem Jahrtausend bedeutet. Dann stießen noch einmal so viele Teilnehmer der critical mass hinzu. Unter dem Motto „wir sind der Verkehr!“ fahren jeden letzten Freitag im Monat mindestens 16, meist deutlich über hundert Aktivisten als Verband gemäß §27 StVO durch die Stadt, um das Fahrrad im Mobilitätsbewusstsein zu verankern. Diesmal steuerte die critical mass die Umlaufsperre an. Die Demonstranten begrüßten jeden der ankommenden Teilnehmer mit Applaus und La-Ola-Wellen.
Die Bürgeraktion Pfersee bezweifelte schon in Ihrer Eingabe zum Stadtteilgespräch im Mai, dass die Umlaufsperre wirklich die Sicherheit der Fußgänger und Radler vor der Localbahn gewährleisten kann, die dort gelegentlich zu Ausflugsfahren und als Baustellenumleitung verkehrt. Der Vorsitzende Dietmar Egger fasst seine Rede zu den Demonstranten so zusammen: „Ich verstehe nicht, warum mit der Umlaufsperre, mitten in der Hauptradachse Stadtbergen – Hochzoll, täglich hunderte, wenn nicht tausende Radfahrer schikaniert werden, während die Lokalbahn statistisch ein einziges Mal im Monat hier verkehrt. Wir fordern daher, dass die Sperre nur an Tagen geschlossen wird, an denen tatsächlich mit einem Zug zu rechnen ist. So wäre tatsächlich Aufmerksamkeit herzustellen. Was immer noch nicht erklärt, warum sich die Verwaltung weigert, die einfachste und billigste aller Sicherungsmaßnahmen anzugehen – nämlich die Hecke vor dem Gleis auf freie Sichthöhe herunterzuschneiden.“
Auch die Lobby der Radfahrer, der ADFC, hat sich gegen die Umlaufsperre stark gemacht. Vorstandmitglied Martin Wohlauer vergleicht die Bereitschaft, in den zügigen Verkehrsfluss für verschiedene Verkehrsmittel zu investieren: „Für den Autoverkehr ist man sehr gerne bereit, Geld in die Hand zu nehmen, um trotz notwendiger Sicherheitsvorkehrun-gen dafür zu sorgen, dass das Vorankommen im Alltag zügig und bequem funktioniert. Sobald der Radverkehr mit demselben Problem konfrontiert wird, wird nicht ansatzweise so viel Geld bereitgestellt. Stattdessen wendet man unzureichende Maßnahmen an, die auch Kenner des Bahnrechts für ungeeignet erachten. Alles in allem merkt man einfach an sehr vielen Stellen, dass der Autoverkehr auch in der angeblichen Fahrradstadt nach wie vor das A und O ist, nach dem sich alles zu richten hat, während man mit dem Radverkehr letztlich macht, was einem gerade beliebt.“
Christoph Mießl von den Cyclists For Future Augsburg stellte einen Zusammenhang zu den Klimademonstrationen her und sieht in der eindrucksvollen Kundgebung einen Auftakt, mit Aktionen sichtbar für eine konsequente Mobilitätswende einzutreten: „wir Radler/innen sollten mehr für unsere Rechte einstehen und dafür auf die Straße gehen. Schließt euch Bewegungen wie den Fridays For Future an und fahrt bei der critical mass mit. Denn wenn wir weiterhin darauf hoffen, dass Politik und Verwaltung die Verkehrswende umsetzen, bleiben wir alle in den Umlaufsperren stecken oder ersticken an den Abgasen der Automassen“.

pm Bürgeraktion Pfersee „Schlössle“ e.V./Fotos: Lars Pamler Photography