Preußens Gloria in der Stadt der Fugger: Historische Dampflokomotive „Posen 2455“ neu im Museum Bahnpark Augsburg

Preußens Gloria in der Stadt der Fugger: Historische Dampflokomotive „Posen 2455“ neu im Museum Bahnpark Augsburg


Zum 1. November 2014 schloss der Bahnpark Augsburg einen Vertrag über die historische Dampflokomotive „Posen 2455“ aus dem Jahr 1919. Zukünftig ist das geschichtsträchtige Exponat im Museum im Augsburger Stadtteil Hochfeld beheimatet. Von der Fuggerstadt aus wird die betriebsfähige Dampflokomotive in ganz Deutschland eingesetzt und berichtet mit ihrer bewegten „Biografie“ von der wechselvollen deutschen und europäischen Geschichte.Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte der Maschinentechniker Robert Garbe (1847 – 1932) in der „Königlichen Eisenbahndirektion Berlin“ eine neue Dampflokomotive, die später als „Gattung P 8“ bezeichnet und als technische Meisterleistung in die Eisenbahngeschichte eingehen sollte. An den Zeichentischen entstand eine leistungsfähige und zugleich robuste Lokomotive, die mit einer Höchstgeschwindigkeit von 110 Stundenkilometern auch im Schnellzugdienst einsetzbar war. Zwischen 1906 und 1939 wurden insgesamt 3948 Dampflokomotiven der Baureihe P 8 gebaut, die unter anderem auch nach Polen, Litauen und Rumänien geliefert wurden.Die Lokomotive mit der Bezeichnung „Posen 2455“ wurde im März 1919 von den Linke-Hofmann-Werken in Breslau an die Preußische Staatsbahn abgeliefert und ein Jahr später in die „Deutsche Reichsbahn“ eingegliedert, die als Folge des ersten Weltkrieges aus den einzelnen Ländereisenbahnen geformt worden war. Zunächst wurde die „Posen 2455“ vermutlich beim Bahnbetriebswerk Glatz rund 80 Kilometer südwestlich von Breslau stationiert und zog Personenzüge durch Schlesien. Im August 1926 wurde die Lokomotive dann an die Rumänischen Staatseisenbahnen verkauft, wo sie die Betriebsnummer „230.094“ erhielt. Weitere Stationen im Leben der Maschine waren die Städte Craiova, Severin, Bukarest, Simeria, Arad und Cluj. Über Jahrzehnte hinweg dampfte die „Preußin“ nun mit ihren Zügen durch die Karpaten, die Walachei und Transsilvanien. Sie überstand den Zweiten Weltkrieg unbeschadet und wurde erst im Jahr 1974 im rumänischen Fetesti nach rund 55 Jahren Dienstzeit aufs Abstellgleis geschoben.Nach dem Ende der Diktatur in Rumänien im Jahr 1989 entdeckte der deutsche Unternehmer Manuel Jußen die abgestellte Lokomotive. Nach zähen Verhandlungen schloss Jußen im Frühjahr 1998 einen Kaufvertrag, ließ die Lokomotive in Rumänien restaurieren, betriebsfähig herrichten und weitgehend in den Ablieferungszustand zurückversetzen. Mit ihrer alten Bezeichnung „Posen 2455“ trat die Lok dann im August 2001 ihre „Heimreise“ nach Deutschland an, wo sie seither vor Museumszügen im ganzen Land nicht nur Eisenbahnfans begeistert. Bekannt wurde sie vor allem mit dem „Zug der Erinnerung“, der als „rollende Ausstellung“ von 2007 bis 2013 in Deutschland und Polen an die Deportation von mehreren hunderttausend Kindern in die nationalsozialistischen Konzentrationslager erinnerte.Text/Foto: Bahnpark Augsburg