Wie auch die vergangenen Jahre lud der Männerchor Stadtbergen wieder zu seiner schon traditionellen Muttertagsmatinee in den Bürgersaal Stadtbergen ein.
Als Gastchor hatte der Männerchor das Vokalensemble „ChorSet“ eingeladen, das musikalisches Niveau mit guter Unterhaltung zu verbinden weiß.
Der Männerchor unter der Leitung von Johann Mayer begann ganz traditionell mit einem Lied des Spätrenaissance-Komponisten Giovanni Giacomo Gastoldi aus dessen Werk „A lieta vita“. Die vorgetragene deutsche Fassung „An hellen Tagen“ von Peter Cornelius ist fast zu einem deutschen Volkslied geworden.
Eine ganz andere Stimmung drückte der Chor in der Hymne der italienischen Alpinisten „Signore delle cime“ aus. Das Lied hat der Komponist Guiseppe de Marzi einem Freund gewidmet, der in den Bergen verunglückt ist. Trauer über den Verlust, aber auch die christliche Hoffnung auf das Paradies für den Verunglückten kamen in dem ruhig und choralartig vorgetragenen Lied zum Ausdruck.
Ganz anders dann wieder die Interpretation von Franz Schuberts „Widerspruch“, ein Lied aus dessen späten Meisterjahren. Vermutlich um 1826 komponiert, wurde es erst zwei Tage nach seinem frühen Tode 1828 veröffentlicht. In diesem romantischen Werk drückt sich die Freude und die Großartigkeit persönlicher Freiheit aus, gleichzeitig verspürt der Protagonist aber seine Kleinheit und Bedeutungslosigkeit, was einerseits im kraftvollen Fortissimo, andererseits im subtilen Piano zum Ausdruck kommt, das der Chor, hervorragend begleitet am Flügel von Dr. Reinhold Krug, deutlich und sauber intonierte.
Doch es durfte auch ein wenig deftig bayrisch an diesem Vormittag zugehen! Mit „Allaweil kann man net lustig sein“ und dem Versprechen „I trink jetzt kan Schnaps mehr“ wurde ein bisschen im Landlertakt musiziert. Vorsitzender Peter Scherer, der mit launigen Worten durch das Programm führte, war sich allerdings nicht sicher, ob es sich bei dem Schnapslied nun um ein „Versprechen“ oder nur um einen „Versprecher“ handelte. Im Zweifel tendierte er eher zu Letzterem, was einem Männerchor wohl auch eher abgenommen würde. Mit dem dann anschließend schmissig vorgetragenen „Chiantilied“ sorgten aber die Sänger selbst für klare Verhältnisse…
Mit der „Diplomatenjagd“ von Reinhard Mey, dem „Mann im Mond“ von den Prinzen und dem „Kleinen Teddybär“ wagte sich der Chor auch auf das Gebiet modern aufbereiteter Chorliteratur. Ein starker Mann darf doch auch mal schwach werden und sagen, dass er gerne anstelle des Teddybärs, der doch nur Stroh im Kopf hat, im Bett seiner Liebsten wär! Moderne Rhythmen, gepaart mit schwungvoller Darbietung, begeisterten hier das Publikum.
Das Vokalensemble ChorSet begann seinen Vortrag mit „Air“ von Johann Sebastian Bach.
Schade war, dass ChorSet nicht in voller Besetzung antreten konnte. Deshalb hätte eine leichte Mikrofonverstärkung dem musikalisch hervorragenden Vortrag sehr gut getan und den Hörgenuss der Besucher noch optimiert.
Mit „I don’t mean a thing“ von Duke Ellington, „Over the rainbow“ von Harold Arlen und “Ain’t misbehaving” von Tomas Waller löste ChorSet sein Versprechen von mitreißendem Swing ein. Aber auch Witziges mit dem „Dosenlied“, dessen Text von dem „Sprachphantastiker“ Joachim Ringelnatz stammt, durfte nicht fehlen. Hier wird die Borniertheit und Einbildung einer Schnupftabakdose aufs Korn genommen, was aber den Holzwurm, der sich an ihr gütlich tut, nicht stört.
Der Auftritt von ChorSet war ein Höhepunkt der Muttertagsmatinee und macht neugierig auf den nächsten Auftritt dieser Gruppe am 18. Juni, ebenfalls im Bürgersaal Stadtbergen.
Natürlich durfte auch das zahlreich erschienene Publikum mitsingen. Begleitet von Wolfgang Kulzer am Flügel wurden mehrere Lieder intoniert, um den Frühling und die Mütter an ihrem Ehrentag zu besingen.
Es war das erste große Konzert des Männerchores Stadtbergen unter der Leitung seines neuen Chorleiters Johann Mayer. Es ist zu hoffen, dass mit ihm die Existenz des Chores für die weitere Zukunft gesichert werden kann. Denn es ist auch beim Männerchor Stadtbergen nicht zu übersehen, dass es ein Alterungsproblem gibt und dass die Chorstärke gegenüber früheren Jahren abgenommen hat.
Es ist aber auch festzuhalten, dass der Chor immer noch zu guten bis hervorragenden Leistungen in der Lage ist und seinem Publikum schöne Konzerte bieten kann. Die Reaktionen aus dem Publikum waren jedenfalls positiv, nicht nur, weil die Mütter mit einem süßen Geschenk verabschiedet wurden. Gerade auch die Hinwendung zu modernerer Chorliteratur wurde positiv aufgenommen.
Hoffen wir auf weitere schöne
„Lebenszeichen“ vom Männerchor Stadtbergen!
Walter Lindner